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www.vpsm.de


Modebegriff Mobbing

1995 - 2018

    In den vergangenen Jahren unserer Arbeit vermerkten wir neben sehr positiven Entwicklungen leider auch einen sehr bedenklichen Trend.

    Politiker und weitere Personen die im Rampenlicht stehen, bemühen sich
    immer häufiger -ihren Ausführungen- mit dem Zusatz der 3 Wörter:
    "Das ist Mobbing"          
    eine besondere Wirkung zu verleihen.

    Unterhalb des Rampenlichtes treffen Ärzte, Lehrer, Rechtsanwälte
    immer häufiger auf Patienten, Schüler und Mandanten die sich
    irgendwie gemobbt fühlen.

    Während sich Prof. Dr. Dr. Heinz Leymann noch 1995 darüber ärgerte,
    dass seine langjährigen und seriösen Forschungsergebnisse zum Thema
    Mobbing von einigen Fachpersonen abqualifiziert wurden, konnte er sich demgegenüber über ein enormes Medien-Interesse am Thema Mobbing erfreuen.

    Diese zunehmende Öffentlichkeit führte zu einer Sensibilisierung
    und spätestens seit 2001 in eine Richtung, in der der Begriff Mobbing
    immer stärker zu einem nichts- oder wenigsagenden Modebegriff degenerierte.

    An dieser, sich langsam ins Negative
    wendenden Entwicklung konnten und wollten wir uns nicht gewöhnen.

    Gestresste Medien-Mitarbeiter sollten vielfach in 5 Minuten einen
    guten Artikel zum Thema: "Mobbing" schreiben oder eine Sendung
    vorbereiten und trafen in den Jahren 2000 - 2008 zunehmend
    bei ihren Recherchen und Vorbereitungen auf Menschen, die
    irgendwie betroffen waren und auf sich selbst Ernannte
    oder tatsächliche Experten, die zusammen sehr
    häufig eher vorhandene Vorurteile schürten.

    Trotz den weit über 200 Interviews, die wir in den vergangenen Jahren mit
    den Medien-Vertretern führten, konnten wir hieran nur wenig ändern.
    (Ausschnitte mit Überarbeitungen
    finden sie hier).

    Das Thema Mobbing wurde als Markt erkannt und
    Kliniken, Rechtsanwälte, Psychologen, Mediatoren, Psychotherapeuten
    Organisationen, Institutionen
    bemühten sich um persönliche und inhaltliche Bestätigung und
    Marktanteile und Präsens in den Medien.

    Extrem von Mobbing-Betroffene fühlten sich
    zunehmend von tatsächlichen oder vermeindlichen
    Fachkräften der Mobbing-Szene
    im Stich gelassen und begannen ihre eigene Öffentlichkeit
    vorwiegend im Internet herzustellen.

    So entstand eine Vielzahl von Internet-Seiten und Web-Foren
    von Betroffenen, mit z.T. sehr wertvollen Inhalten.

    Gleichermaßen addierte sich kurze Zeit später zu der schon vorhandenen
    Konkurrenz der Experten um Marktanteile nun auch eine beginnende
    bei den Betreibern dieser Web-Seiten.

    Mit Abstand betrachtet, konnten dann zunehmend Merkwürdigkeiten und
    nahezu kriegerisch anmutendende Auseinandersetzungen beobachtet
    werden, die ihrerseits in der Internet-Öffentlichkeit Irritationen
    produzierten und erneut gängige Vorurteile bestätigten
    und in Folge zur Entwertung des Begriffs Mobbing
    beitrugen.



    Im 22. Jahr
    VPSM-Beratungsstelle Balance
    Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing, e.V. Wiesbaden

    Koordinationszentrale des VPSM-Fachverbundes
    der unabhängigen Arbeitsplatzkonflikt- und Mobbingberatungsstellen / Experten
     


     

Es ist an der Zeit,
den Modebegriff Mobbing
zu entzaubern
und substantiiert den auch
dahinterstehenden
Dialog
über Werte, Normen, Traditionen
Milieau und ggf. Glaubensvorschriften
in unserer multikulturellen Wirklichkeit
im Kontext der Globalisierung
zu fördern.


Wir denken, dass im Rahmen der permanenten Veränderung
von Wirklichkeit

und insbesondere der Geschwindigkeit
der Entwicklung dieser Prozesse
wir nach wie vor stolz darauf sein können,
dass es diesen Dialog
wie auch immer
gibt
und verteidigen / fördern ihn,
im Rahmen einer Entwicklung des
Verlustes und / oder brüchig werdens
von z. T. unersetzbarer Werte

wie:
Respekt, Achtung, Solidarität und
ein wenig Zivilcourage.



Martin Walser zu Günter Grass:
"Wir leben in einem Klima der schnellen Unterstellungen und Rufmordungen"
(ZDF: Aspekte, 16.08.06)



Wenn der Kampf um Macht
wichtiger wird,
als der um Inhalte / Zielsetzungen
geht dies auf Kosten
der Qualität
und des
Leistungsergebnisses.

So erhöht sich zu dem die Unfallgefahr
einer Unternehmung, Institution, Partei ...;-
reduziert sich ihr positives Image
werden einzelne Zielscheibe psychischer Gewaltanwendung,
müssen viele erheblich mehr arbeiten,
während an den eigentlichen Baustellen
(Arbeitsaufgaben / Problemen)
weniger Leistung erfolgt,
Wettbewerbsnachteile / Arbeitsplatzunsicherheit
entstehen.

Führungskräfte / Arbeitnehmervertreter
haben in diesem Kontext
die schwierige Aufgabe
den Kostenfaktor
Angst
- für sich selbst und alle Mitarbeiter -
zu reduzieren.

Wir unterstützen Sie gerne!

Lothar Drat
Koordinator des VPSM-Fachverbundes der
unabhängigen Arbeitsplatzkonflikt- und Mobbingberatungsstellen / Experten
17.02.2009


Hier finden Sie eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Interviews
der Jahre 2002 - 2018

Eine komplette Übersicht
1995 - 2018
finden Sie
 hier!

Teil I Zeitraum 2002 - 2008

 

              Arbeit und Gesundheit 04/05
          Zentralorgan des Hauptverbandes der Berufsgenossenschaften

          Mobbing

    Die Dinge beim Namen nennen

    Missstimmungen, selbst Konflikte am Arbeitsplatz sind normal. Kritisch wird es, wenn Mitarbeiter systematisch schikaniert - gemobbt - werden. Verhindern lässt sich Mobbing häufig, wenn die Kollegen frühzeitig und offen miteinander reden.

    Mobbing ist keine Ausnahmeerscheinung. Nahezu jeder Vierte wird im Laufe seines Berufslebens darunter zu leiden haben. Treffen kann es jeden – es gibt keine typischen Charaktereigenschaften, die einen Menschen zum bevorzugten Mobbing-Opfer machen. Männer sind ebenso betroffen wie Frauen, Führungskräfte ebenso wie Arbeiter. Im Sozial- und Gesundheitswesen geht man allerdings besonders rüde miteinander um.

    Miteinander reden!

    Mobbing nimmt zu, zugleich aber auch die unangebrachte Verwendung des Begriffs – inzwischen wird selbst der ganz normale Alltagszwist oft als Mobbing tituliert. „Die Leute haben subjektiv das Gefühl, gemobbt zu werden. Fragt man nach, wurden sie vielleicht ein paar Mal in der Teeküche nicht gegrüßt“, erläutert Lothar Drat, Berater und Geschäftsführer des Vereins gegen psychosozialen Stress und Mobbing (VPSM). „Würde hier einfach mal Tacheles geredet und bei den angeblichen Mobbern deutlich nachgefragt, warum nicht gegrüßt wurde –
    die Situation wäre im Nu geklärt.“ Eine wichtige Ursache für die Entstehung eines Mobbingprozesses ist demnach eine fehlende Gesprächskultur im Betrieb.
    „Konflikte werden immer seltener in einem Dialog ausgetragen, das ist eine gesamtgesellschaftliche Tendenz“, beobachtet Drat. So gärt ein anfangs noch kleines Problem so lange, bis es sich vielleicht in „echten“ Mobbinghandlungen entlädt. Deshalb lautet seine Empfehlung: Rechtzeitig miteinander reden,
    die Dinge beim Namen nennen.

    Stress und Angst sind der Nährboden

    Während die Statistik der Arbeitsunfälle seit Jahren einen Abwärtstrend zeigt, geht die Zahl der stressbedingten Erkrankungen steil in die Höhe. Termin- und Zeitdruck, höhere Anforderungen an die Leistung, mehr Verantwortung, Personalabbau, Konkurrenzkämpfe und Neid – das geht an vielen Menschen nicht spurlos vorbei, sondern äußert sich in Stress, Erschöpfung, Überforderung. Hinzu kommt die Angst, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein, das gute Ansehen, den Status oder gar den Arbeitsplatz zu verlieren. In einem solchen Klima, wenn jeder nur noch sein eigenes Terrain verteidigt, hat es Mobbing leicht.

    Lothar Drat vergleicht Mobbing mit einem Verkehrsunfall: “Alle fahren im Nebel ein bisschen zu schnell. Entweder eine gute Seele von Führungskraft greift ein und nimmt das Tempo raus, oder es kracht zwangsläufig irgendwann.“ Oftmals
    wartet man auf diese gute Seele vergebens. Im Gegenteil: Bei rund der
    Hälfte der Mobbingprozesse sind Vorgesetzte beteiligt.

    Drats Erklärungsversuch: „Auch Vorgesetzte stehen unter Stress und Druck.“
    Drat schätzt aus eigener Beobachtung, dass Führungskräfte rund 30 bis 50
    Prozent ihrer Arbeitszeit nur damit verbringen, zu verhindern, dass an ihrem eigenen Stuhl gesägt wird. Wer so mit sich selbst beschäftigt ist, hat für die
    Nöte und Sorgen seiner Mitarbeiter keine Antenne.

    Wenn miteinander reden nicht mehr hilft

    Wer Opfer von schikanösen Kollegenangriffen wird, braucht Hilfe. Je eher man
    sich Hilfe holt, desto weniger Blessuren wird man davon tragen. Ansprechpartner sollten Vorgesetzte, Betriebsräte oder Betriebsärzte sein. Manche Firmen haben auch Konfliktmanager oder interne Mobbingbeauftragte.

    Schwierig wird es, wenn die internen Anlaufstellen direkt oder indirekt zu den Beteiligten des Mobbingprozesses zählen. Dann, oder wenn der Mobbingprozess schon weit fortgeschritten ist, kann meistens nur noch eine externe Stelle durch Schlichtung oder Mediation den Konflikt entschärfen. Anlaufstelle für Betriebe können die Berufsgenossenschaften sein. Aber auch Mobbingberatungsstellen
    gibt es inzwischen in fast jeder größeren Stadt.

    Aber: „Es gibt eine Menge schwarze Schafe und selbst ernannte Mobbingexperten auf dem Markt“, warnt Drat. „Teilweise sind es früher selbst Betroffene. Diese Berater neigen dazu, für das Opfer Partei zu ergreifen. Wichtig für den Erfolg
    einer Schlichtung ist aber die unbedingte Unparteilichkeit des Schlichters.“

    Empfohlene Beratungsstellen sind auf der Website des VPSM aufgelistet www.vpsm.de Auch die Berufsgenossenschaften bieten Unterstützung,
    zum Beispiel durch Betriebsberatungen und – als Mobbingprävention –
    durch Seminare für Führungskräfte und Betriebsräte.

    Gezielt vorbeugen

    Die Vorbeugung von Mobbing und Konflikten am Arbeitsplatz sollte für Unternehmen schon deshalb ein wichtiges Anliegen sein, weil so eine Menge
    Geld gespart werden kann. Auf rund 13 Milliarden Euro schätzen Finanzexperten die jährlichen Verluste in Deutschland durch Produktionsausfall, Kosten für Fehlzeiten, Aushilfskräfte, Abfindungen und so weiter. Hinzu kommen die Leistungen der Kranken- und Rentenversicherungsträger – nochmals über
    11 Milliarden Euro.

    Wer Mobbing vorbeugen will, tut gut daran, im Betrieb solche Organisations-strukturen zu beseitigen, die Konflikte begünstigen: Das sind zum Beispiel starre Hierarchien, unklare Entscheidungsprozesse bzw. Arbeitsabläufe und eine fehlende Gesprächskultur.

    Betriebsvereinbarungen zu Mobbing und Konflikten am Arbeitsplatz hält
    VPSM-Chef Drat dann für eine sinnvolle Sache, wenn sie nach intensiver und ernsthafter Auseinandersetzung mit dem Thema erarbeitet wurden. „Oft ist es
    aber so, dass wir angerufen werden, ob wir mal eben eine Vorlage rüberfaxen könnten, man wolle das jetzt auch einführen“, übt der Mobbing-Experte Kritik.
    So könne das nicht funktionieren. Ähnlich sei es mit betriebseigenen Mobbing-
    beauftragten: Dienten diese nur dem Imagegewinn der Firma, sei ihr Sinn frag-würdig. „Die Firmenleitung muss schon dahinter stehen und sich intensiv mit
    dem Phänomen auseinandersetzen.“

    Wo dies geschieht, wird optimalerweise zugleich ein Betriebsklima geschaffen, in dem Mobbing nicht gedeihen kann.


    SWR1 "Der Abend" Mobbing 18.07.07

    Interview SWR 1
    "Der Abend" 17.07.07

    Thema: Mobbing

      SWR 1 der Abend: Mobbing das ist ein Begriff den Konrad Lorenz 1963 schon und eigentlich fürs Tierreich geprägt hat und zwar hat er damit
      den gemeinsamen Angriff von Gänsen zum Beispiel auf einen Eindringling gemeint. Und das kann dann auch ein eigentlich viel stärkerer Fuchs sein.

      Inzwischen ist Mobbing was ganz anderes
      , Lothar Drat ist Mobbing-Experte, nämlich Leiter der Beratungsstelle "Balance" vom
      Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing
      in Wiesbaden.

      Guten Abend Herr Drat!

      Schönen guten Abend!

      Herr Drat, Mobbing, können Sie das für uns ganz kurz und doch verständlich definieren?

      Ja, es handelt sich in Abgrenzung zu normalen Konflikten am Arbeitsplatz die
      man z.T. einfach auch erdulden muss auch wenn sie mitunter weh tun, um ein systematisches Angreifen über einen längeren Zeitraum ein systematisches demütigendes Angreifen gegenüber einer Person
      mit dem Ziel oder mit dem Effekt diese Person rauszukicken.

      M: Man möchte jemanden gezielt fertig machen. Wie das läuft, wie viele davon tatsächlich betroffen sind, Herr Drat, darüber werden wir gleich weiter reden in
      SWR 1 der Abend.

      OK!

      M: Und wie es sich im ganz konkreten Fall anfühlt, das weis diese Frau aus Baden Württemberg.

      Mobbing, das ist der gezielte Angriff unter die Gürtellinie vom Kollegen,
      oder schlimmer noch, vom Chef selbst. Das ist die alltägliche Schikane, die Demütigung mit dem Ziel den anderen fertig zu machen, ihn los zu werden. Das hat Lothar Drat gerade erklärt, er ist Leiter der Beratungsstelle Balance vom Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing. Herr Drat, Mobbing, das betrifft eigentlich uns alle. Zwei Millionen Menschen, das ist jeder vierte Arbeitnehmer in Deutschland etwa, ist mindestens einmal in seinem Berufsleben solchen Angriffen ausgesetzt. Das ist eine dramatische Zahl, jetzt sagen aber ausgerechnet Sie, Mobbing, das ist auch ein Modebegriff, sind diese zwei Millionen also Simulanten?

      Nein, es handelt sich nicht um Simulanten, sondern wir vermerken auch eine Entwicklung, dass wir nach vielen Jahren Arbeit darüber zu informieren wie hässlich, vernichtend und auch kostenträchtig dieser Prozess ist, den wir mit Mobbing beschreiben, leider er selbst zu einem Modebegriff droht (immer mehr) zu verkümmern, das heißt also mitunter kommen auch Personen zu uns die systematisch den unberechtigten Vorwurf Mobbing erheben, oder sich von Dingen gemobbt fühlen wie: das schlechte Wetter, der Bundeskanzler, etc. Wenn wir das was wir mit Mobbing beschreiben genauer beobachten, finden wir in etwa zehn Prozent der Fälle vielleicht wirklich diesen extrem, ja, bösen, perversen Charakter der einen anderen nicht nur aus dem Betrieb raus treiben will sondern ihn vielleicht auch endgültig vernichten möchte. Aber in der Mehrzahl der Fälle beobachten wir ein Ursachen- und Folgenbündel, das eher einen Unfallcharakter darstellt, von Prozessen unter denen alle leiden. Nicht zuletzt natürlich auch eine kleine Schnittmenge von Personen die durch ihren eigenen Anteil ein wenig diese Prozesse auch provozieren.

      Sie sagen, nicht jedes Mobbingopfer ist auch tatsächlich ein solches, kann man denn dennoch sagen das es insgesamt heutzutage mehr Mobbing gibt, das es verbreiteter ist als noch beispielsweise vor zehn Jahren?

      Es gibt keine Langzeitstudien, wir vermerken aber auch wie auf anderen Ebenen psychischer und körperlicher Gewaltanwendung das dort wo Gewalt
      heute angewandt wird, sie tiefer reingeht, das sie enthemmter stattfindet.

      Das heißt nicht unbedingt mehr, aber schlimmere Formen von Mobbing?

      Ja, die Gewaltforschung betätigt ja auch, das da wo Gewalt stattfindet, sie nicht unbedingt häufiger im Sinne von mehr Einzeltaten, sondern intensiver,
      tiefer stattfindet.

      Und woran liegt das? Hat es damit zu tun, dass die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt einfach stärker geworden ist, oder womit hängt das zusammen?

      Das ist mit Sicherheit ein Faktor, wenn wir an Zeiten der Vollbeschäftigung zurück denken, dann war es ja früher leichter möglich auch bestimmten Prozessen zu entfliehen durch Kündigung. Mitunter sind heute mehr Personen gezwungen zu verharren.

      Sie sagen, das ist ein Faktor, was wären weitere?

      Na, der gesamtgesellschaftliche Werteverfall oder das brüchig werden von Werten, zum Teil unverzichtbare Werte, wie Respekt, Achtung, Solidarität.

      Menschlichkeit, Mitmenschlichkeit?

      Richtig, richtig, das heißt wir entwickeln uns zunehmend in eine Verunsicherungs- oder auch Angstgesellschaft. Das heißt der Kampf um Macht wird in breiten Teilen der Gesellschaft wichtiger als der um Ziele und dies leben ja zum Teil auch einzelne Politiker in Parteien vor und wird vom Volk und auch halt auch von gewaltbereiten Jugendlichen kopiert.

      Und im Fernsehen sieht man es sowieso. Die Ursachen sind vielschichtig. Über die verheerenden Folgen, Herr Drat, und zwar nicht nur für die Opfer, würde ich nachher gerne weiter mit Ihnen sprechen.

      ... SWR 1 der Abend, Mobbing, das hat nichts mit den großen und kleinen Sticheleien unter Kollegen zu tun, damit ist auch nicht die notwendige,
      sachliche Kritik gemeint, die nun mal zum Arbeitsleben gehört.
      Mobbing, das ist der gemeine, dauerhafte Angriff mit dem Ziel einen Kollegen im wahrsten Sinne des Wortes fertig zu machen, so wie es der SWR 1-Hörer Herr B. gerade erzählt hat. Alleine wehren können sich die Opfer dagegen kaum, sie brauchen meistens Hilfe

      ...

      Gleich spreche ich in SWR 1 Der Abend noch mal mit unserem Wiesbadener Mobbingexperten Lothar Drat über Wege aus der Mobbingfalle.

      Mobbing, die Sekretärin, die mit dem Bleistift in den Keller verbannt wird, weil
      man sie auf die miese Tour loswerden will, das ist sicher ein extremes Beispiel
      aber nicht das Äusserste und auch kein Einzelfall. Unser Mobbingexperte Lothar Drat hat vorhin in SWR 1 "Der Abend" schon erklärt, dass Mobbingopfer oft tatsächlich vernichtet werden sollen. Jeder sechste Selbstmord, so die Forschung ist direkt oder indirekt die Folge von Mobbing. Die schlimmste Folge, die zu verhindern auch Ihre Aufgabe ist, Herr Drat, wo und wie können Sie denn eingreifen um dem Mobbingopfer zu helfen?

      Es gibt vielfältige Möglichkeiten. Es gibt in der Regel immer mehr als einen Weg. Wir selbst geben den Weg nicht vor, sondern werden uns bemühen schon in der Erstberatung ein deutliches Bild über das Ursachen - Folgen - Bündel und auch vom Klienten was die Folgenseite angeht, - psychische, psychosomatische, und auch körperliche, reaktive Reaktion zu erfahren, um dann auch auf dem Hintergrund dessen, wo jemand hin möchte, was eine der Kernfragen ist:

      * möchte jemand seine Situation vor Ort noch verändern oder sucht er auf dem Hintergrund der Erfahrung die bestmögliche Form der Verabschiedung.

      * Das ist eine der zentralen Fragen zu Anfang eines Prozesses.

      Kann man davon ausgehen das es in einem Betrieb immer mehr als ein
      Mobbingopfer gibt, weil der Fehler im System steckt, weil grundsätzlich
      was falsch läuft?

      Beides ist möglich. In der Regel ist es ein Ausdruck von vielleicht der zweiten, dritten, vierten Umstrukturierung innnerhalb kürzester Zeit, vielleicht auch schlechter Unternehmensberatung. Zum Teil trägt jeder Betrieb, jede Institution auch Ihre Einrichtung, das Risiko sich auch jemand falsches einzukaufen der als, vielleicht so etwas wie Bin Laden oder ähnliches rumwütet im Kontext.

      Und das hat, haben wir schon gehört, teilweise fatale Folgen für die Opfer, aber es kann auch fatale Folgen für den Betrieb haben, weil in einem Büro beispielsweise in dem gemobbt wird, wird nicht mehr gearbeitet,
      sagen Sie, stimmt das so?

      Das ist richtig, ... Die Reibungsverluste sind sehr groß, die Kosten sind, -
      wären vielleicht am besten darzustellen wenn man sich vorstellt eine
      Führungskraft bei Audi, VW oder Mercedes, die kurz vor der Vollendung der Entwicklung des Ein-Litermotors steht, würde systematisch gemobbt, das
      ist nicht nur ein endgültiger Wettbewerbsnachteil für diesen großen Automobilkonzern, sondern hat auch volkswirtschaftlich eine Bedeutung.

      Mobbing, die Ellenbogen einsetzen, versuchen das Beste für sich herauszuholen,
      auch wenn es auf Kosten Anderer, der Kollegen, geht. Denken Sie das Mobbing überhaupt auszurotten ist, das man es irgendwann mal für immer beendet haben könnte?

      Nein, kluge Menschen die sich in der Bibel auskennen finden viele Beispiele auch schon in der Bibel die man mit Mobbing beschreiben könnte. Ich denke Mobbing gab es schon immer, wird es auch immer geben, man kann nur deutliche Signale setzen, dass man es nicht wünscht und man kann Instrumentarien entwickeln das dann wenn es, - und es kann in jeder Institution, jedem Betrieb auftauchen-, dass, dann wenn es passiert man sehr rasch und konstruktiv damit umgeht.

      Und man kann sich, wenn man das Gefühl hat Hilfe zu brauchen, rechtzeitig
      um solche bemühen, zum Beispiel beim Verein gegen psychosozialen Stress
      und Mobbing e.V. und den Kontakt finden sie ganz leicht unter
      www.vpsm.de Herr Drat, ich danke Ihnen sehr für das Gespräch.

      Gerne!

      Mobbing, jeder vierte Deutsche wird in seinem Berufsleben einmal Opfer, es betrifft sozusagen uns alle, kann jedem von uns passieren und das zeigen
      auch die vielen Hörer-Reaktionen, ... Mobbing, das ist ein sehr spannendes Thema, das ist ein Thema das uns alle betrifft und mit dem wir uns in SWR 1 "Der Abend" sicher noch einmal beschäftigen werden.

      Ihnen allen, die dazu Stellung bezogen haben, die man, die wir vielleicht nicht alle in der Sendung unterbringen konnten, erstmal an dieser Stelle vielen Dank.


      1
      SWR1 "Der Abend" 20.09.07

      Moderatorin (Petra Waldvogel): „Fiel der Angriff unter die Gürtellinie?
      Die alltägliche Schikane am Arbeitsplatz bis hin zum Psychoterror. Mobbing? –
      Das passiert doch nur den Anderen, den Außenseitern und den Schwachen,
      aber doch nicht mir.

      Das denken wohl möglich ganz viele von uns und hat vielleicht auch Waltraut Spieß gedacht - die erfolgreiche Sekretärin. Bis sie eines Tages dann selbst eines der
      rund zwei Millionen Mobbingopfer in Deutschland wurde.“

      W. Spieß: „Ich war gerade sechzig geworden und dann sagte mir mein Chef „Sie passen nicht mehr in mein Team. Sehen Sie zu, dass Sie woanders hinkommen. Mein Team ist im Schnitt dreißig, mit sechzig passen Sie nicht mehr dazu.“ Ich
      fragte dann: „Hat es was mit meiner Arbeit zu tun? Sind Sie unzufrieden?“
      Aber er meinte: „Das hat nichts mit Ihrer Arbeit zu tun. Aber eine
      weitere Zusammenarbeit mit Ihnen nur über meine Leiche.“

      Es ging dann soweit, dass mich niemand mehr ansprechen durfte, mich niemand mehr grüßen durfte. Ich habe vorher hoch qualifiziert gearbeitet, Ich habe organisatorisch Kongresse geleitet, Symposien und Tagungen. Dann
      bekam ich nur noch Kopierarbeit. Zuletzt wurde ich in einen Raum
      gesetzt; - die Wände waren voller Schimmel, aus offenen Stellen
      rieselte der Sand, die Fenster waren verrostet und nicht zu
      öffnen. An diesem … ja … kapitulierte ich.“

      Sprecherin: „Nur über meine Leiche. Dieser Satz ist Waltraut Spieß zur Quintessens ihrer Mobbingerfahrungen geworden. Bezahlt hat sie diese letztlich mit ihrem Arbeitsplatz und mit ihrer Gesundheit.

      Am Telefon ist Annette Peint, Buchautorin und Partnerin eines Mobbingopfers.
      " Guten Abend Frau Peint.“

      A. Paint: „Guten Abend.“

      Sprecherin: „Frau Peint, können Sie das, was wir gerade gehört haben bestätigen?
      Ist das bei ihrem Mann auch genauso gewesen?“

      A. Peint: „Es ist unglaublich wie sehr diese Geschichte der Geschichte meines Mannes ähnelt. Und ich habe den Verdacht, dass es wahrscheinlich einfach ganz typische Verläufe von Mobbing gibt. Also ich könnte alle Einzelheiten so zusagen unterschreiben. Das hat mein Mann fast bis ins kleinste Detail auch so erlebt. Ihm wurde der Arbeitsraum genommen, er ist erkrankt. Es gab überhaupt keinen Grund dafür - keinen ersichtlichen. Und im Grunde haben sich alle seine Kollegen zusammen „gerottet“ - muss man fast schon sagen und ihn eigentlich geschnitten. Und all das immer ohne Angaben von wirklichen Gründen, außer dass man ihn nicht mehr dabei haben wollte.“

      Sprecherin: „Ihr Mann war Verwaltungsangestellter an der Uni Freiburg. Über welchen Zeitraum hat sich dieses Mobbing denn hingezogen und wie ist es dann schließlich ausgegangen?“

      A. Peint: „Es ging sehr lang, das muss man auch sagen, dass wir uns am Anfang und das ist glaube ich wahrscheinlich auch typisch: erstmal nicht wahrhaben wollten. ...

      Sprecherin: „…unter die Gürtellinie von Kollegen oder schlimmer noch vom Chef selbst. Das ist alltägliche Schikane, Demütigung und zwar mit einem ganz konkreten Ziel, nämlich den Kollegen fertig zu machen, ihn loszuwerden.

      ... „Mobbing - das ist alles andere als ein Randphänomen. Das kann jeden von
      uns treffen. Jeder vierte Deutsche wird im Laufe seines Arbeitslebens mal zum Mobbingopfer. Tendenz steigend. Und warum? Genau das versuchen wir in der nächsten Stunde SWR1 „Der Abend“ zu klären. ...

      Sprecherin: „Gemobbt- und dann? Hilfe für Mobbingopfer, die gibt auch der Sozialpädagoge Lothar Drat von der Wiesbadener Beratungsstelle „Balance“
      und er weiß auch, warum heutzutage alle Welt von Mobbing redet. Womöglich
      nur `ne blöde Mode? Die Antwort gibt es gleich in SWR1 „der Abend“.“

      Sprecherin: „Und wir haben schon von einigen Opfern gehört und auch von den perfiden Strategien der Täter. Schikane, Intrige, bis hin zum Psychoterror. Und Mobbingopfer - das sind nicht die Anderen. Das könnte jeder von uns sein.
      Rein statistisch gesehen sowieso - jeder vierte wird im Laufe seines
      Arbeitslebens einmal gemobbt. Rund zwei Millionen sind es derzeit
      in Deutschland, Tendenz steigend.

      Lothar Drat ist Leiter der Beratungsstelle „Balance“ vom Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing in Wiesbaden. Guten Abend Herr Drat!“

      L. Drat: „Guten Abend!“

      Sprecherin: „Herr Drat, Mobbingopfer kann jeder werden, habe ich behauptet. Stimmt dies denn überhaupt oder gibt ganz bestimmte Mobbing anfällige Typen?“

      L. Drat: „Grundsätzlich kann jeder Mobbingopfer werden. Auffallend ist, dass insbesondere der Personenkreis, von dem man vermutet, er würde kaum Opfer
      von Mobbing werden an erster Stelle rangiert - die besonders Kreativen, Innovativen, Leistungsbereiten.“

      Sprecherin: „Und wieso das? Kann man sich das auch erklären oder weiß man es nur?“

      L. Drat: „Ja nicht selten haben diese Personen sehr unter dem Faktor Neid zu leiden und sind ebenso nicht selten Opfer von Personen, die mit geringer
      Leistung sich vorbeimogeln wollen.“

      Sprecherin: „Okay und damit wären wir ja schon beinahe bei einer Triebfeder für Mobbing. Ist es in der Tat so, dass der Bessere vom Schlechteren rausgeekelt werden soll?“

      L. Drat: „Nicht immer... - Alle leiden zunehmend unter veränderten Rahmenbe-dingungen, unter zunehmenden Stress und so werden auch Konflikte zunehmen. Und wenn Konflikte zunehmen, so wird auch die Schnittmenge von Konflikten zunehmen, die in Mobbing einmünden. Wir haben auf der anderen Seite auch Personen, die selbst durch ihr eigenes Verhalten sehr stark zum
      Mobbingprozess beitragen.“

      Sprecherin: „Was sind das zum Beispiel für Menschen?“

      L. Drat: „Das sind vielleicht übervorsichtige, überängstliche Personen.“

      Sprecherin: „Die klassischen Opfer so zusagen.“

      L. Drat: „Die klassischen Opfer, die wir in jedem Bereich auch vorfinden. Wir haben aber auch auf der anderen Seite eine kleine Schnittmenge, die man vielleicht als
      die klassischen Täter beschreiben würde. Das wären vielleicht ein wenig
      psychisch kranke Menschen, für die das ein Freizeitsport ist, die Lust
      daran empfinden.“

      Sprecherin: „Sadisten?“

      L. Drat: „Ja.“

      Sprecherin: „Jetzt sprechen wir über Mobbing, so wie ganz viele über Mobbing sprechen. Es scheint beinahe ein Phänomen zu sein, was sich allmählich in Jedermanns Alltag einschmuggelt. Gleichzeitig sagen Sie aber auch, habe
      ich zumindest gelesen, Mobbing das ist ein Modebegriff. Wie passt das
      denn zusammen?“

      L. Drat: „Bei einer vordergründigen Betrachtung würde jeder bei Mobbing zunächst an Ausgrenzung denken. Aber es gibt ja unterschiedliche Gründe, die dazu führen, dass jemand ausgegrenzt wird. Und Mobbing wird vielfältig auch schon verwendet für irgendein Ungemach. Ich sag mal, die permanente schlechte Klimaanlage, ähnliche Punkte werden schon als Mobbing beschrieben.“

      Sprecherin: „Also äußere Umstände, unter denen im Prinzip alle leiden, beziehe ich nur auf mich und sage die wollen mich hier fertig machen. Die Sekretärin, die nur mit Bleistift und Spitzer in den Keller verbannt wird, das ist schon ein
      Mobbingopfer. Oder?“

      L. Drat: „Das ist selbstverständlich ein Mobbingopfer. Wenn wir davon ausgehen, dass es systematisch, über einen längeren Zeitraum mit dem Ziel oder Effekt
      erfolgt denjenigen rauszuboxen.“

      Sprecherin: „Ist das auch so ein Kriterium, anhand dessen ich unterscheiden kann zwischen echtem Mobbing und nur vermeintlicher Schikane?“

      L. Drat: „Richtig. Das wären die drei Bestandteile. Also zielgerichtet, längerer Zeitraum, mit dem Effekt jemand auch rauszuboxen.“ ...

      Sprecherin: „… Und besonders gefährdet sind ausgerechnet die, von denen wir es vielleicht am aller wenigsten erwarten - die Kreativen und Erfolgreichen. Das hat der Sozialpädagoge und Mobbingexperte Lothar Drat gerade in SWR1
      „Der Abend“ erklärt. Die Folgen können in jedem Fall fatal sein. Jeder sechste Suizid, so die aktuelle Forschung, geschieht vor einem Mobbing-Hintergrund.
      Das ist also besonders wichtig sich rechtzeitig zu währen. Aber wie denn
      Herr Drat? Was kann ich als Gemobbter tatsächlich machen?“

      L. Drat: „Zunächst mal ist wichtig eine sorgfältige Diagnose über das Ursachen-
      und Folgenbündel, eine deutliche Klärung: „In welcher Situation bin ich?“.
      Zum Beispiel auch die Klärung von Eigenanteilen: „Provoziere ich
      bestimmte Verhaltensmaßnahmen der anderen Seite?“

      Sprecherin: „Aber Entschuldigung, wenn ich schon gleich unterbreche. Ist nicht genau das, was man zum Beispiel Frauen immer vorwirft, weswegen Sie nicht
      nach Oben kommen im Job, weil sie bei Fehlern die Schuld zuerst bei sich
      suchen?“

      L. Drat: „Nein, es geht nicht darum, dass man grundsätzlich die Schuld zunächst bei sich sucht, sondern nur deutlich versucht zu analysieren: „Was ist das jeweilige Ursachen - Bündel, was dazu geführt hat, dass ich in diesen Prozess hineingeraten bin, um vielleicht auch sehr schnell festzustellen, es ist Gott sei dank noch kein Mobbingprozess.“

      Sprecherin: „Mobbing ist ein Modebegriff; wir haben vorhin schon darüber gesprochen, Herr Drat. Ist es nicht ein bisschen viel Gedöns um etwas,
      was es schon immer gab? Nämlich Konkurrenz unter Kollegen, den Versuch
      sich gegeneinander auszustechen, vielleicht nicht mit immer ganz fairen Mitteln?“

      L. Drat: „Selbstverständlich. Wir finden in der Bibel Beispiele von und zu Mobbing.
      Es gibt auch Diplomarbeiten, die das gut belegen. Es hat sich aber in der Gesellschaft grundlegend was geändert. Wenn wir die die vergangenen Jahrzehnte, wenn wir nur die letzten zwei Jahrzehnte und da den Ausschnitt nehmen. Angehörige vom Öffentlichen Dienst, die haben selten so viel gravierende Verunsicherungen, auch Ohnmacht und Hilflosigkeit erfahren müssen, die ihrerseits ja ein Stressfaktor produzieren.“

      Sprecherin: „Und die entsprechenden Folgen: schlechte Arbeit, Arbeitausfälle - Kosten. Heißt es Mobbing ist kein individuelles, sondern ein Gesamtgesellschaft- liches Problem, das uns alle angeht. Ganz egal, ob wir direkte Opfer sind oder nicht?“

      L. Drat: „Richtig. Dementsprechend wird es auch keine rein individuelle Antwort geben, sondern wir sind, der einzelne Betroffene - oder auch wir Fachleute; - auch auf Akzeptanz angewiesen, auf Einhaltung von Werten wie Respekt, Achtung und auch mal ein wenig Solidarität. Oder zumindest auf Die Einhaltung der Verbindlichkeit, dass Leistungsorientierung und auch das Leistungsergebnis -
      das Gesamt-Leistungsergebnis im Vordergrund zu stehen hat.“

      Sprecherin: „Und da sollte sich vielleicht jeder mal an die eigenen Nasenspitze fassen und vielleicht gleich morgen früh das eigene Verhalten den Kollegen gegenüber überprüfen. Herr Drat, ich danke Ihnen sehr für das Gespräch. Und wer konkrete Fragen hat an Herrn Drat und seine Beratungsstelle, der kann uns eine Mail ins Studio schicken unter www.swr1.de . Wir leiten die dann weiter oder Sie können direkt im Internet zu Herrn Drat stoßen so zusagen, unter www.vpsm.de . Noch mal vielen Dank Ihnen.“

      1
      Wiesbadener Tagblatt 10.02.07
       

      Typisch für Zeiten des Werteverfalls
      Aber nicht jeder Konflikt ist Mobbing  

      Von

      Angelika Eder

      Mobbing ist heute - anders als noch vor einem Jahrzehnt - in aller Munde, und
      eben diese inflationäre Entwicklung hat dazu geführt, dass der Begriff vielfach missbraucht wird, so Sozialpädagoge Lothar Drat. Tatsächlich beinhalte er
      "einen eskalierten Konflikt, bei dem Gruppen oder Einzelpersonen einen Dritten
      mit dem Ziel der Ausgrenzung schikanieren". Einem solchen Prozess ist nach Aussage des Experten, der vor zwölf Jahren den unabhängigen und gemein-nützigen "Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing" (VPSM) in Wiesbaden gründete, jeder Vierte einmal in seinem Berufsleben ausgeliefert. Das sei typisch für Zeiten des Werteverfalls und der damit einhergehenden psychischen Gewalt.

      Die höchste Mobbing - Quote gebe es eindeutig im öffentlichen Dienst, was er auf die gravierenden Veränderungen in diesem Bereich innerhalb der vergangenen Jahrzehnte zurückführe. In zehn Prozent der Fälle habe das beschriebene Procedere der Kollegen oder Vorgesetzten ernsthafte Erkrankungen zur Folge,
      so dass das Problem nicht nur zur Unterstützung Einzelner angegangen
      werden müsse, sondern auch aus volkswirtschaftlichen Gründen.

      Das Angebot des VPSM, der sich keineswegs als Unternehmensberater verstehe, sei es, als "externe Feuerwehr" zur Konfliktlösung beizutragen. Das dafür entwickelte Notfall-Modell umfasse eine Erstberatung des Hilfesuchenden, bei dem es sich sowohl um eine Firma als auch um eine Einzelperson handeln kann, die Abklärung der Positionen von Geschäftsleitung, Arbeitgebern, Frauenbeauftragten oder ähnliches sowie die anschließende Anhörung der Konfliktparteien, für die der Verein übrigens nach seinem Umzug nach Rambach insbesondere im Sommer auch ein großzügiges Freigelände bereit halte.

      Dabei gebe es aber, so unterstreicht der Mobbing-Spezialist, anders als bei den oft zitierten Mediatoren-Lösungen, nur in den seltensten Fällen einen runden Tisch. Denn eben der biete wiederum Gelegenheit für Mobbing. Gelingt die Lösung nicht einem der mittlerweile 15 regionalen beziehungsweise 75 bundesweiten Mitarbeiter, darunter Psychologen, Pädagogen und Juristen, so stelle man jeder Partei einen eigenen Profi zur Seite, die notfalls gemeinsam den Konflikt stellvertretend lösen müssten. "Wir holen den Krieg bei den Beteiligten raus
      und verlagern ihn in unser Team."

      Der Einsatz bei Arbeitsplatzkonflikten und Mobbingfällen wird nach Stundenaufwand berechnet. Unternehmen zahlen 68 Euro pro Stunde, Einzelpersonen 36 Euro. Insgesamt 13 000 Stunden stand der Verein inzwischen Betroffenen zur Seite, und das, so der Gründer selbstbewusst, mit einer Erfolgsquote von rund 90 Prozent. Erfolg heiße, dass die Lösung in jedem Fall besser sein müsse als das Ergebnis eines Gerichtsverfahrens, bei dem oft die "Drohgebärden und Hochrüstung zweier Anwälte" einer für alle Beteiligten sauberen Beilegung des Konfliktes entgegenwirkten.

      ... "Nicht überall, wo Mobbing draufsteht, ist auch Mobbing drin", so Drat.
      Aus Sensibilität sei Hysterie geworden: Und manche verwendeten den Begriff nur, um ihrerseits zu mobben. Überdies müsse auch die Frage gestattet sein: "Was ist eigentlich, wenn der Chef gemobbt wird?"

      Drat stellt klar, dass viele Konflikte am Arbeitsplatz - ebenso wie Vorfälle im Bus oder anderswo - deeskaliert werden könnten, wenn Unbeteiligte eingriffen.
      Ein wenig Zivilcourage würde schon reichen!




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      Mobbing erkennen und begegnen Lothar Drat 09/06

      Mobbing erkennen und begegnen  von Lothar Drat

      Koordinator des Fachverbundes der unabhängigen Arbeitsplatzkonflikt- und Mobbingberatungsstellen / Experten im VPSM und Leiter der Wiesbadener
      Beratungsstelle „Balance“

      Modebegriff Mobbing? Leider ja!
      Dennoch ist Mobbing nach wie vor kein Kavaliersdelikt. Das systematische Schikanieren von Mitarbeitern und Kollegen führt bei den Betroffenen zu Krankheit und Depression. Aber auch das Team und die Einrichtung leiden, wenn ungelöste Konflikte ein bedrohliches Ausmaß annehmen.

      Im Unterschied zu normalen Konflikten am Arbeitsplatz sind von Mobbing Betroffene - über einen längeren Zeitraum systematisch betriebenen Angriffen, Demütigungen, Beleidigungen und psychischer Gewaltanwendung ausgesetzt. Im Durchschnitt ist jeder vierte Mitarbeiter einmal im Berufsleben von solch einem Prozess betroffen. Im Sozial- oder Gesundheitswesen ist das Risiko allerdings noch höher, gemobbt zu werden. Unabhängig von der Ausgangsposition gerät der oder die Betroffene in aller Regel in die Unterlegenheit und verliert als Folge des Prozesses häufig weit mehr als nur den Arbeitsplatz. Mobbing bezeichnet also einen komplexen psychosozialen Prozess mit vielfältigen Ursachen und Folgen.

      Als Ursachen-Bündel erkennen wir zumeist Störungen in:
      * den Bereichen der Arbeitsorganisation
      * der Leitung und Supervision der Arbeit
      * und in der Sozial- und Handlungsdynamik der Gruppen.

      Daneben spielen Persönlichkeitsanteile aller Beteiligten und ungünstige gesellschaftliche Rahmenbedingungen – wie etwa die Zunahme der Gewaltbereitschaft – eine Rolle.

      Psychoterror mit Folgen
      Mobbing ist ein Prozess, dem sehr häufig ein Konflikt vorausgeht, der lange ignoriert, geduldet oder sogar gefördert wurde. Im Rahmen eines fehlenden oder schlechten Konfliktmanagements entsteht ein fließender Übergang zum Mobbing-Prozess, der in aller Regel aus Formen psychischer Gewaltanwendung – also indirekten Angriffen – besteht. Mobbing und Psychoterror addieren sich dann häufig mit Über- und Fehlgriffen der Personalverwaltung. Rechts- und Machtübergriffe führen zum Ausschluss aus der Arbeitswelt, oftmals einhergehend mit einer ärztlich-psychotherapeutischen Stigmatisierung auf Grund der Verwechslung von Ursache und Wirkung. Die Folgen sind unter anderem:

      Für die Betroffenen:
      * lang anhaltender und ständig zunehmender Stress mit adäquaten psychosomatischen, psychischen und ggf. körperlichen Erkrankungen;
      * im fortgeschrittenen Stadium ernsthaftere Erkrankungen (posttraumatische Belastungsstörungen mit Gefahr des Übergangs in generelle Angststörungen), die zu andauernden und zum Teil nicht mehr umkehrbaren Persönlichkeitsveränderungen führen können;
      * Verlust des Arbeitsplatzes und ggf. der Arbeitsmarktverwertbarkeit;
      * Beeinträchtigung und/oder der Verlust privater Beziehungen.

      Für die Arbeitgeber:
      * Verschlechterung des Betriebsklimas;
      * Minderung der Motivation und Leistungsbereitschaft und Reduzierung von Kreativität und Initiative;
      * Schädigung des Ansehens:
      * erhöhte Kosten durch Fehlzeiten und steigende Fluktuation durch innere Kündigung.

      Für die Gesellschaft:
      * beträchtliche Mehrkosten zu Lasten der Versicherungsträger und Steuerzahler;
      * die Zunahme der Verrohung im zwischenmenschlichen Umgang und folglich im gesamtgesellschaftlichen Rahmen.

      In Abgrenzung zu anderen Konflikten ist Mobbing ein Ausdruck innerbetrieblich eskalierter Konflikte, bei denen nahezu alle verlieren. Bei denen auf die Dauer einzelne Personen deutlich unterliegen. Und bei denen ein sichtbarer Streitgrund, der rational zu lösen wäre, nicht oder nicht mehr erkennbar ist. Wo systematisch gemobbt wird, entstehen Stress, Nervosität, Krankheit und innere oder tatsächliche Kündigung. Und das nicht nur bei den direkt Betroffenen.

      Werteverlust der Gesellschaft
      Persönlichkeitsmerkmale oder Charaktereigenschaften des Betroffenen fließen zwar in den Prozess ein, sind zumeist aber nicht die Ursache für einen Mobbing-Prozess. Grundsätzlich kann also jeder „Mobbing-Opfer“ werden. Auffallend jedoch ist der hohe Anteil von Betroffenen, die nicht selten ihre ausgeprägte Loyalität jahrelang unter Beweis gestellt haben, sich als besonders kreativ, innovativ und leistungsorientiert erwiesen haben.
      Während in mehr als jedem zweiten Fall der Vorwurf erhoben wird, der oder die Betroffene sei psychisch krank (52 Prozent), rangieren das gezielte Verbreiten von Gerüchten (76 Prozent) und die bewusst falsche und kränkende Beurteilung der Arbeitsleistung (80 Prozent) in den oberen Rängen der Mobbing-Handlungen.
      Betrachtet man Mobbing mehr aus dem Focus der Forschungsarbeiten zum Thema „Gewalt“, rückt der Verfall von Werten, Normen, Traditionen, Milieus und Glaubensvorschriften in den Vordergrund. Ehemals gültige und immer noch unverzichtbare Werte wie Respekt, Achtung, Solidarität und Zivilcourage werden zunehmend von „heiligen, systemtragenden Werten“ wie Erfolg, Stärke und Überlegenheit ersetzt. Personen mit höherem Bildungsniveau neigen in diesem Rahmen eher zu psychischer Gewaltanwendung.
      Kostendruck, knapper werdende Mittel und die nachlassende Bereitschaft zum Dialog produzieren Stress und Verunsicherung für alle Beteiligten. Ein guter Nährboden für Mobbing, wenn sich dann noch geringe Führungskompetenzen und mangelnde Transparenz z. B. mit der Einführung neuer Management-Methoden paaren. Doch Mobbing ist kein unabänderliches Übel. Im Bereich der Prävention können schon Informations-Veranstaltungen sensibilisieren und somit verändernd wirken. In Fortbildungen bietet z. B. der „Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing“ zielgruppenorientierte Schulungen an, in denen sich theoretische Kenntnisse immer wieder mit Übungen an und zu authentischen Fällen abwechseln.
      Diese Grundlagenseminare sind zugleich auch der mögliche Einstieg in die Weiterbildung zum Arbeitplatzkonflikt- und Mobbingberater. Dabei werden medizinische Sichtweisen für die Arbeit mit Betroffenen durch Fachärzte für Allgemeinmedizin, Neurologen/Psychiater und Fachärzte für psychotherapeutische Medizin vertieft und klinische Konzepte der stationären Arbeit mit Betroffenen vorgesellt. Notwendige juristische Kompetenzen vermitteln Anwälte. Erprobte Mobbingberater hinterfragen das gemeinsam vorhandene Know-how, um es weiter zu entwickeln. Praktische Erfahrungen werden parallel durch
      begleitete Erstberatungen, Prozessbegleitungen oder die Teilnahme an Schlichtungs-, Vermittlungs- und Mediationsverfahren erworben.
      Je nach Ausgangssituation und Wunsch des oder der Betroffenen wird in der Beratung mit begleitenden Ärzten, Juristen und Psychotherapeuten kooperiert. Der Prozess der Beratung und/oder der Berufswegebegleitung kann auch Coaching- bzw. Supervisionselemente beinhalten und den Partner als Mit-Betroffenen einbeziehen.

      Fair-Play am Arbeitsplatz
      Oberste Priorität in den Bemühungen des „Vereins gegen psychosozialen Stress und Mobbing“ hat der Bereich der Schlichtung, Vermittlung, Mediation. Die günstigste Voraussetzung hierfür ist die Errichtung betrieblicher Anlaufstellen mit dem möglichen Titel „Anlaufstelle für psychische Gesundheit und Fair-Play am Arbeitsplatz“. Solche Stellen sollten aus je einem geschultem Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter bestehen, die das jeweilige Vertrauen und den Respekt zumindest einer Seite genießen. Daneben sollte eine dritte unabhängige und neutrale Person oder Institution, die von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite gleichermaßen als solche anerkannt wird, dieses Gremium vervollständigen. Betroffene von Arbeitsplatzkonflikten und Mobbing sollten sich wahlweise an eine Person ihres Vertrauens aus dem Gremium wenden können. Auf Wunsch der Betroffenen wird in der Anlaufstelle mit Zweidrittelmehrheit das weitere Procedere geplant und entschieden.


       

      1Benjamin evang. Zeitschrift für Mädchen und Jungen 09/06

      Nachgefragt  Artikel aus der Zeitschrift "Benjamin


      Nicht alle Kinder haben Schulfreunde, manche spielen lieber allein oder mit Kindern aus der Nachbarschaft. Doch wenn ein Kind systematisch aus der Gemeinschaft
      der Klasse gedrängt wird, müssen die Eltern handeln.

      Aber wie? Diplom-Sozialpädagoge Lothar Drat, Initiator des Vereins gegen psychosozialen Stress und Mobbing (VPSM), sagt, was Eltern tun können.

      ? Was ist Mobbing in der Schule?


      ! Wenn ein Kind über einen längeren Zeitraum systematisch ins Abseits gestellt wird und für die Mitschüler als Blitzableiter dient, das ist Mobbing. Dazu gehört
      das Lästern über den Mitschüler, die Ausgrenzung und das Beschädigen seines Eigentums. Die Gruppendynamik führt dazu, dass immer mehr Kinder mitmachen.

      ? Woran merken Eltern, dass ihr Kind gemobbt wird?

      ! Erste Anzeichen sind, dass das Kind anders von der Schule redet, vielleicht nicht mehr so ausführlich wie früher, oder es zieht sich generell zurück. Gemobbte Kinder sind nicht die klassischen Außenseiter: Neid ist der Hauptgrund für Mobbing. Es kann sein, dass ein Junge gemobbt wird, weil er der Beste der Klasse ist oder besonders gut bei den Mädchen ankommt.

      ? Was können Eltern tun?

      ! Am wichtigsten ist es, dem Kind zuzuhören. Auch die Geschichten, die man für unmöglich hält, sollten nicht gleich bewertet werden. Der Satz: „Da hast Du doch bestimmt was dazu beigetragen?“ ist oft falsch. Kinder brauchen zunächst Verständnis. Eltern sollten sich fragen, was das Selbstbewusstsein ihres Kindes wieder steigern kann: Vielleicht kann es Verbündete in der Klasse finden oder es geht in einen Fußballverein und gibt dort einen prima Linksverteidiger ab.

      ? Und wenn das Kind keinen Ausweg findet?

      ! Dann sollten Eltern externe Hilfe suchen, am besten bei
      Mobbingberatungsstellen oder dem Schulpsychologischen Dienst.





      1
      Wiesbadener Tagblatt 08/06

      Mobbing - ein Begriff wird entzaubert

      Beratungsstelle "Balance" bemüht sich um zielgerichtete Konfliktlösungen am Arbeitsplatz

      Lothar Drat, Gründer des Gemeinnützigen VPSM e.V. in Wiesbaden und seiner Beratungsstelle "Balance" berät Menschen, die Konflikte am Arbeitsplatz
      quälen. Mobbing sei das aber nicht immer, erklärt Drat: "Der Begriff
      muss entzaubert werden".
      Foto: RMB / Friedrich Windolf

      Vom 17.08.2006

      Jeder sechste Suizid geschieht vor dem "Hintergrund Mobbing".
      1,5 Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich als Mobbing-Opfer.
      In der Beratungsstelle "Balance" erarbeiten Psychologen und Pädagogen mit den Konfliktparteien Lösungen. Dabei besteht eine enge Zusammenarbeit mit Juristen und Medizinern.
       

      von

      Myriam Vosseberg

      Der Diplom-Sozialpädagoge Lothar Drat, Gründer und Geschäftsführer der Beratungsstelle, vergleicht seine Arbeit gerne mit der einer
      "externen Feuerwehr".

      Man bemühe sich um eine schnelle und zielgerichtete Lösung der Konflikte.
      "Wenn es brennt, kommen wir von außen, arbeiten uns nur so weit ein, wie nötig ist, löschen - und ziehen uns zurück." Damit unterscheide sich die Arbeit deutlich von der einer dauerhaften Psychotherapie oder Unternehmungsberatung.

      Gegründet hat Lothar Drat die Beratungsstelle "Balance", deren Träger der "Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing e. V." (VPSM) ist, vor über zehn Jahren. Er war begeistert von den Forschungsergebnissen des Professors Heinz Leymann, der als Betriebswirt, Arbeitsmediziner und Therapeut eine dreidimensionale Betrachtung des Themas Mobbing lieferte. Ebenso prägten ihn die ersten deutsch-sprachigen Forschungsergebnisse von Prof. Dieter Zapf und Klaus Niedl. In diesem Kontext entstand die Grundidee eines Modellprojektes für den Umgang extremer Konflikte am Arbeitsplatz /und deren Lösungen - zunächst focussiert
      für die Region: Rhein-Main.

      Drat gründete die Beratungsstelle mit der Idee in extremen Situationen einen Lösungsweg bieten zu wollen. In den ersten Jahren sei es außerdem notwendig gewesen, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, das Mobbing typische Krankheitsbilder hervorruft.

      "Heute ist Mobbing ein Modebegriff, den man für alles und nichts verwenden kann", erklärt der Sozialpädagoge. Jetzt könne er bei 70 Prozent der Klienten feststellen, dass sie zwar ernsthafte Konflikte am Arbeitsplatz hätten, aber noch kein Mobbing vorliege. Konflikte seien wichtig, weil man sich an ihnen erproben und daran wachsen könne. Ein ernster Streit könne aber auch eine "tickende Zeitbombe"
      sein. Dann sei es wichtig, den Konflikt zu lösen, bevor er in Mobbing ausartet.

      Im Kontext des Zusammenbruchs der damaligen GpSM / der Wünsche / Hoffnungen
      der Experten / Pioniere, der ersten Stunde, übernahm Herr Drat im Auftrag dieser Personen (Udo Möckel, Prof.Dr.Dr. Heinz Leymann, Dr.Peter Halama u.a.) die Verantwortung für die Qualitätssicherung einer niveauvollen Arbeitsplatzkonflikt-
      und Mobbingberatung. Bei der Umsetzung war ihm insbesondere auch
      Ute Cornelius, Stuttgart, sehr wichtig!

      Wegen der erfolgreichen Arbeit der Beratungsstelle wurde vor vier Jahren der VPSM-Fachverbund gegründet, dessen Koordinator Drat ist. Die Beratungsstelle
      in Wiesbaden ist die Zentrale dieses freiwilligen Zusammenschlusses von Experten. Dort können Interessierte an Aus- und Weiterbildungsprogrammen teilnehmen, bei denen die Grundlagen der Arbeitsplatzkonflikt- und Mobbingberatung vermittelt werden.

      Experten, wie Psychologen und Pädagogen, können nach einer zweijährigen Weiterbildung eine unabhängige ... Beratungsstelle in einer anderen Stadt gründen. Über den Fachverbund ist der Austausch zwischen den Beratungsstellen möglich. "Durch die Hochkonjunktur des Begriffs Mobbing, ist ein Markt entstanden, auf dem sich jeder Mobbingberater nennen darf", kritisiert Drat. Durch die Ausbildung solle klar werden, was eine professionelle Mobbingberatung ausmache, es würden Qualitätsstandards festgelegt und weiterentwickelt.

      Der Definition nach ist Mobbing, im Gegensatz zu anderen Konflikten gegen eine bestimmte Person gerichtet, geht über einen längeren Zeitraum und verfolgt systematisch das Ziel jemanden "rauszuboxen", eine berufliche Existenz zu vernichten. "Der Begriff sollte nicht leichtfertig gebraucht werden, da der unberechtigte Vorwurf das perfideste Mobbing sein kann", warnt Drat.

      Er Hintergrund ist froh, dass der größte Teil seiner Arbeit sich mit eskalierten Arbeitsplatzkonflikten beschäftigt. "Wäre ich bei der Polizei, wollte ich mich
      auch nicht immer mit Leichen beschäftigen wollen."

      Immer sei das Ziel aber ... eine Lösung zu finden mit der die Parteien leben können. Dazu sei ein Schlichter notwendig, dem beide Seiten vertrauen, oft
      werden auch Fachleute von außen zu Rate gezogen. "Dabei führt der Psychologe oder Pädagoge Regie, er hält die Fäden in der Hand und baut Brücken zwischen allen Beteiligten", erklärt Drat. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Experten sei sehr hilfreich, weil jeder nur das machen müsse, was er am besten könne. Besonders wichtig sei es bei den Beratungen, dass keine Schuldzu-weisungen gemacht würden. "Am Ende eines Beratungsprozess tut einem der vermeintliche Täter oft mehr leid als das Opfer." Es komme vor, dass nach der Beratung der vermeintliche Täter längerfristig Unterstützung brauche, zum
      Beispiel, weil er krankhaft eifersüchtig sei.

      Die Beratungsstelle gibt auch Seminare, mit denen Mobbing vorgebeugt werden soll. "Viele Leute wollen in so etwas schlimmes gar nicht reinrutschen, sondern vorher etwas tun, weiß der Geschäftsführer.

      Zum Angebot von "Balance" gehört auch Wellness und Entspannung. So sollen Menschen lernen, ein gesundes Leben ohne und/oder trotz Mobbing zu führen.
      Für eine Beratung müssen die Klienten mindestens 50 Prozent der eigentlichen Kosten tragen, das sind 36 Euro. Ausnahmen, zum Beispiel Arbeitslose oder Geringverdiener, müssten nur 30 Prozent, also 22 Euro pro Beratungsstunde bezahlen. Das werde durch Spenden und ehrenamtliche Arbeit finanziert.
      Laut Drat, muss, um dem Problem Mobbing entgegenzuwirken, zuerst
      der Begriff entzaubert werden.

      Opfer sollten nicht mehr nur sagen, dass sie gemobbt werden, sondern erklären, was genau mit ihnen passiert, damit nicht mehr jeder Fall von Mobbing über einen Kamm geschert werde. "Mobbing ist nicht immer gleich schlimm, deshalb gibt es kein Rezept dagegen, es muss in jedem Fall anders reagiert werden."

      Zu verhindern sei Mobbing am ehesten, indem die Gesellschaft langfristig plant, wo sie hin will. Werte, wie Respekt, Achtung, Zivilcourage und Solidarität, die Grundlage unseres Lebens seien, müssten diskutiert und neu verankert werden. Das sei eine Basis, auf der effektiv und ohne Mobbing gearbeitet werden könne. "Diesen Austausch wollen wir im Kleinen fördern, indem wir ihm auf unserer Internetseite Platz geben", so der Plan des Sozialpädagogen.

      Hinweise dazu im Internet unter www.vpsm.de. Kontakt zur Beratungsstelle kann unter der Telefonnummer 9570381 aufgenommen werden.

      Den Original - Artikel finden Sie
      hier




      1
      Wiesbadener Kurier 05/06

      Wenn der Kollege systematisch ausgegrenzt wird

      Fachleute von „Balance“ beraten Menschen, die unter Mobbing leiden / Rechzeitig in die Offensive gehen und ein klärendes Gespräch suchen

      Von Ingeborg Toth

      WIESBADEN „Wir haben einen ganzheitlichen Ansatz und unterscheiden uns damit von anderen Beratungsstellen“, erklärt der Diplom-Sozialpädagoge Lothar Drat.
      Er ist Leiter der Beratungsstelle „Balance“, die dem Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing (VPSM) Wiesbaden angegliedert ist.

      Psychologen, Pädagogen, Juristen und Mediziner kümmern sich um die, die mit ihren Konflikten am Arbeitsplatz nicht klar kommen. Nachdem die Beratungsstelle Domizile im Aukammtal und in der Riederbergstraße besaß, ist sie jetzt nach Rambach umgezogen. Am Burgacker 70 stehen neue Räume bereit.

      Die Parteien, die sich bei Arbeitsplatzkonflikten gegenüberstehen, beraten sich zunächst in kleinen Zirkeln, bevor die Lösung im Plenum gesucht wird. Nicht selten müssen Betriebsrat, Personalchefs oder direkte Vorgesetze in den Schlichtungsprozess mit einbezogen werden.

      „Wenn unsere Hilfe benötig wird, hat das Mobbing oft schon extreme Formen angenommen und die halbe Firma gespalten“, erklärt der Leiter der Beratungsstelle.

      Drat ist allerdings entschieden dagegen, normale Konflikte überzubewerten.
      Der Begriff „Mobbing“ werde gelegentlich geradezu inflationär gebraucht :

      “Wenn ein Kind nicht so viel Taschengeld bekommt, wie es möchte, wirf es
      seiner Mutter an den Kopf : Mama, du mobbst mich.“

      „Mobbing hat viele Gesichter“, sagt Drat.
      Ob Gerüchte verbreitet, Gehässigkeiten ausgeteilt, Informationen zurückgehalten oder Nägel in Autoreifen gestochen werden - das Ziel der Aktionen sei immer gleich: Es werde versucht, eine Kollegin, einen Kollegen systematisch auszugrenzen.

      Mobbing sei nie eine einzelne Handlung, sondern ein zermürbender Nervenkrieg, der allerdings von Menschen auch durchaus unterschiedlich bewertet werde.
      Drat fühlt sich oft verpflichtet, auch das familiäre Umfeld eines wirklichen oder vermeintlichen Mobbings-Opfers einzubeziehen. So erfährt er mehr über den
      Grad der Betroffenheit (und diesen) besser einzuschätzen.

      Wenn das Mobbingopfer kein starkes soziales Netz geknüpft habe könne die Situation schwierig werden.

      Das Führungsverhalten von Vorgesetzen, die Art, wie Arbeitsprozesse organisiert werden oder auch das „ Anderssein“ durch persönliche Merkmale kommen im Mediationsprozess zur Sprache.

      Das Team um Drat versucht, in wenigen Arbeitsstunden zu einer Lösung des Konflikts zu kommen. Das gehe, wenn die Betroffenen bereit seien, Vergleiche einzugehen. Besonderes auf der Arbeitgeberseite sei dies häufig der Fall.

      Unternehmen wüssten, dass Auseinandersetzungen vor den Arbeitsgerichten langwierig und kostpielig sein können.

      Da der Psychoterror für die Opfer schlimme Folgen haben, bis hin zu schweren Gesundheitsstörungen, sei auch diese Seite häufig mit einem Vergleich einverstanden, wenn er ausgewogen erscheine.

      Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz beschrieb Mobbing- „to mob“ bedeutet anpöbeln, bedrängen - als den Angriff einer Gruppe von Tieren auf einen Eindringling. Die Ursache für menschliches Mobbing ist weniger eindeutig.

      Oft stecke schlichtweg Neid dahinter, so Drat. Er beschreibt den Fall einer Krankenschwester, die sich auf der Station den attraktivsten Arzt krallt,
      „Die Kolleginnen“, so sagt er, „wären alle gern in ihrer Situation und
      setzen die Glückliche unter Druck“.

      Drat sagt, wer sich im Betrieb nicht mehr wohlfühlt, sollte rechtzeitig in die Offensive gehen und ein klärendes Gespräch suchen. Kommt er damit nicht
      weiter und ist keine einvernehmliche Lösung zu finden, sollten externe Berater eingeschaltet werden.

      Die sind unter Umständen nicht billig: Bei „Balance“ kostet die Beratungsstunde
      68 Euro plus Mehrwertsteuer. „Die vollen Kosten treffen allerdings nur die“, so versichert Drat,“ die sie übernehmen können.“ Der Verein, der hinter der Beratungsstelle steht, ist bemüht, die Beratungskosten zu mindern,
      wenn jemand daran zu schwer tragen hat. Bedürftige werden nach
      Kräften unterstützt. Mit dem Geld, das die 200 Mitglieder und
      Förderer einbringen.

      Grundsätzlich bekommt der VPSM keine öffentliche Mittel. Er muss sich selbst tragen. Auch die Bußgelder fließen nicht mehr so reichlich, stellt Drat fest.
      Bußgelder sind bei der Staatsanwaltschaft fällig, sowie bei Jugendstraf- und Schöffengerichten. Manchmal wird bestimmt dass sie nicht an die Staatskasse gehen, sondern Vereinen oder Organisationen zur Verfügung gestellt werden.

      „In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit sind offenbar viele nicht in der Lage, ein Bußgeld zu zahlen und wählen bei Gericht eine Arbeitsauflage. Das bekommen wir zu spüren!“




      1
      Wiesbadener Kurier 12/05

      Wirtschaftsflaute begünstigt Mobbing


      Wenn aus Sticheln systematische Schikane wird und was man dagegen tun kann

      Vom 19.12.2005
       
      Von

      Annette Jäger

      WIESBADEN Arbeitnehmer müssen sich mitunter einiges gefallen lassen.
      Jüngst urteilte das Landesarbeitsgericht München, dass ein rauer Umgangston, geschmacklose Äußerungen und Kritik an der Arbeit kein Mobbing seien und deshalb dem Opfer weder Schmerzensgeld noch Schadensersatz zustünden (LAG München, Az.: 15 O 25369/04).

      Mobbing ist ein komplizierter Tatbestand und trifft - auch wenn es zum Modewort geworden ist - nicht für jede Art von Konflikt am Arbeitsplatz zu.

      Sticheleien, Frotzeleien, Tuscheln hinterm Rücken und ein scharfer Umgangston rechtfertigen noch keinen Mobbing-Vorwurf. Erst wenn sich die Schikanen systematisch und über einen längeren Zeitraum immer gegen dieselbe Person richten, kann man von Mobbing sprechen. Dann allerdings sollten Betroffene nicht stillhalten in der falschen Hoffnung, dass der Psychoterror wieder aufhört.

      "In Zeiten wirtschaftlicher Flaute und massiven Stellenabbaus werden Mobbingfälle immer häufiger", stellt Lothar Drat vom Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing (VPSM) in Wiesbaden fest. Noch immer wird aber in vielen Chefetagen das Problem verleugnet. Die Folge: Die Betroffenen entwickeln unter dem Dauerangriff auf das Selbstwertgefühl (und den ggf. intensiven Formen von Stigmatisierung, Verleumdungen, u.U. Ruf-Mordungen) massive psychische und physische Schäden - was zudem mit individuellen Kosten der Opfer verbunden ist. Karrieren enden in der Arbeitslosigkeit oder Erwerbsunfähigkeit.

      Mobbing ist auch für Betriebe höchst unwirtschaftlich: häufige Krankmeldungen und schwindende Motivation der Mitarbeiter sind die Folge. ... "Darum sind Maßnahmen der Betriebe wichtig, die das Betriebsklima verbessern und vorbeugen können", ...

      Schikanen laufen immer gleich ab: Am Anfang steht oft ein harmloser Konflikt.
      Wenn er ungelöst bleibt und die Betroffenen ein Ventil suchen, um Stress und Unzufriedenheit abzulassen, eskaliert er. Dafür sucht man sich häufig einen Sündenbock. Haben sich die Schikanen erst etabliert, schwinden die Chancen
      des Opfers, den Konflikt im Guten zu lösen. Deshalb sollte man sich so früh wie möglich zur Wehr setzen. ...

      Parallel dazu sollten Betroffene eine Beratungsstelle aufsuchen. "Die sucht nach einer individuellen Lösung", so Berater Drat. Manchmal kann die Konfliktlösung mit einem (Schlichter / Vermittler) Mediator sinnvoll sein. In anderen Fällen, wenn etwa die Vorgesetzten von dem Problem nichts wissen wollen, ist die Kündigung (u.U.)
      ...
      der einzig mögliche Schritt.

      Auch der Weg vor Gericht kann ein Ausweg sein: "Bei Klagen wegen Abmahnungen (wenn der Betroffene den Betrieb verlassen möchte) oder krankheitsbedingter Kündigung sind die Erfolgsaussichten gut", hat der Hamburger Rechtsanwalt Frank Sievert erfahren. Denn dann liegt die Beweislast beim Arbeitgeber. Von Schmerzensgeldklagen sollte man lieber die Finger lassen. Denn hier muss der Betroffene Beweise liefern. Und ob Kollegen für einen scheidenden Mitarbeiter aussagen, ist fraglich. Schließlich will keiner das nächste Opfer sein.


       


      1
      GesundheitPro.de Die Apotheken-Umschau im Internet 09/05

      Ich werde gemobbt -

      Hilfe, was soll ich tun?

      Wie in einem bösen Traum erleben Mobbing-Opfer ihre Situation. Sieben Schritte, wie Sie sich richtig verhalten, wenn Sie fürchten, selbst betroffen zu sein.

       


      Lothar Drat, VPSM / GesundheitPro; 05.07.2005, aktualisiert am 30.09.2005

      1) Prüfen: Ist es wirklich Mobbing?
      Das ist nicht immer leicht zu entscheiden. Es hängt zum einem von dem Bereich ab, in dem jemand arbeitet. Im Baugewerbe beispielsweise herrscht ein äußerst rauer Umgangston, es wird aber vergleichsweise wenig gemobbt. Im Gesundheitswesen dagegen gehen die Leute oberflächlich gesehen höflicher miteinander um. Trotz-dem ist Mobbing hier weit verbreitet. Ein hohes Einfühlungsvermögen, das für den Job notwendig ist, macht zugleich anfälliger  für psychischen Druck. Generell lässt sich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit für Mobbing in Zeiten gravierender Veränderungen in einem Unternehmen zunimmt.

      2) Aufschreiben: Was ist passiert?
      Bereits bei ersten Signalen sollten Sie alle Vorgänge schriftlich festhalten. Werden Sie zum „Kriminalkommissar in eigener Sache“ und dokumentieren Sie die Geschehnisse.

      3) Darüber reden: So gewinnen Sie Abstand
      Besprechen Sie mit guten Freunden oder dem Partner, was Sie erlebt haben. So können Sie reflektieren, was Ihnen widerfahren ist.

      4) Zusammenfassen: Eine Seite reicht
      Notieren Sie die wichtigsten Punkte auf maximal eineinhalb Seiten. Die Darstellung sollte möglichst klar und übersichtlich sein für den Fall, dass es tatsächlich zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen sollte.

      5)Einschätzen: Schaffen Sie´s alleine?
      Überprüfen Sie Ihr ganz persönliches Instrumentarium zur Konfliktbewältigung. Reicht es aus, um mit den Schwierigkeiten fertig zu werden? Wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie überfordert sind, sollten Sie möglichst bald Hilfe
      suchen.

      6) Beraten lassen: So finden Sie seriöse Hilfsangebote
      Adressen gibt es viele. Schauen Sie jedoch ganz genau hin, an wen Sie sich wenden. Manche so genannte Experten beraten andere, weil sie eigene Mobbing-Erfahrungen nicht genügend aufgearbeitet haben. Sie können eher schaden als nutzen. Seriöse Berater in Ihrer Nähe finden Sie beispielsweise auf der Internetseite des VPSM (www.vpsm.de).

      7) Ziel formulieren: Ehrlicher Blick auf die Zukunft

      Wer unter seiner Arbeitssituation leidet, sollte sich möglichst bald die Frage stellen: „Muss ich mir das antun?“ Lautet die ehrliche und wohl überlegte Antwort: „Nein! Ich finde eine neue Arbeitsstelle!“, dann ist der Abschied oft die beste Lösung. Viele Beratungsfälle münden tatsächlich in einen Stellenwechsel. Leider sind
      heute aber immer mehr Menschen gezwungen, unter unwirtlichen Bedingungen weiterzuarbeiten. Gute Jobs sind rar und gerade ältere Arbeitnehmer bekommen oft keine vergleichbare Arbeit mehr. Dann hilft es oft, das Ursachenbündel zusammen mit einem erfahrenen Berater genauer zu beleuchten, nicht nur
      eine Ebene zu betrachten. Manchmal können Mobbing-Opfer ihre Situation
      auch verbessern, indem sie ihr eigenes Verhalten und ihre innere Einstellung
      ganz bewusst verändern.

       

      Lothar Drat, VPSM/GesundheitPro; 05.07.2005, aktualisiert am 30.09.2005


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      1ZDF - Top 7 04/2007

      Moderatorin: „Die ersten Symptome sind fast immer die Gleichen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen und dann zeigen sich die psychischen Folgen oft in Selbstzweifeln, Schuldgefühlen und auch Angstzuständen.

      Die Rede ist von Mobbing. Also von der systematischen Schikane, ... am Arbeitsplatz
      und die ist bei uns alles andere als eine Seltenheit. ... Wir werden gleich mit einem Experten darüber sprechen. ...einer der sich mit Mobbing bestens auskennt ist der Rechtsanwalt: Christoph Kluss, "Herzlich Willkommen!“

      „Guten Tag!“

      „Herr Kluss, Sie arbeiten für den Verein VPSM, können Sie uns vielleicht erst einmal

      sagen, was das bedeutet und was ihr Verein genau macht?“


      „Der VPSM ist der Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing. Der Verein hat
      einen Verbund mit verschiedenen Fachleuten, das sind Pädagogen, Psychologen, Mediziner und auch Juristen selbstverständlich. Und in diesem Zusammenhang
      versucht man den Stress am Arbeitsplatz, den Konflikt am Arbeitsplatz entsprechend zu vermeiden, vorzubeugen und dagegen anzugehen.“

      „Darüber sprechen wir gleich noch mal. Vielleicht gehen wir erstmal auf den Typ Mobbing-
      Opfer ein, würden Sie sagen es gibt bestimmte Charaktereigenschaften, bestimmte Verhaltensweisen, die einen dazu prädestinieren sozusagen,
      Mobbing-Opfer zu werden?“


      „Es gibt eigentlich keinen Typus der typischerweise dem Mobbing unterliegt.
      Es gibt ganz viele Mobbing-Arten, genauso entsprechend gibt es auch Leute,
      die der entsprechenden Wirkung unterliegen. Die Fälle, die zu mir kommen sind meistens Fälle, die schon zu früh eigentlich mich aufsuchen, sondern sie müssten eigentlich mehr in diese Beratungsstellen rein. Das wäre Eines um dort erst mal die Hilfe zu bekommen, weil ich als Rechtsanwalt eher der Letzte in der Nahrungskette bin, der den Leuten helfen kann“.

      „Aber es ist oft doch sicherlich schwierig zu unterscheiden, ist es ein Mobbingopfer oder ist
      es jemand der sehr sensibel ist, der sich irgendwie angegriffen fühlt, wie erleben Sie das in Ihrer Praxis?“

      „Das ist genau das Problem an der Sache, das ist da so, wenn Menschen in irgendeiner Form permanentem Stress und Anfeindungen über einen längeren Zeitraum (zielgerichtet) ausgesetzt sind, das versteht man unter Mobbing, kann das so sein das sie sich auch wehren. Und im Rahmen dieses Wehrens, sich überziehen, und damit eine Eskalation in dem Konfliktverhältnis eigentlich aufbauen, mit der Konsequenz, das nicht mehr so ganz leicht klar ist, wer
      eigentlich Täter oder Opfer ist.“

      „Und wie sollte man sich also verhalten, wenn man glaubt, das man gemobbt wird, im

      Beitrag haben wir gehört man sollte sich wehren, man sollte sich durchsetzen, welche
      Tipps haben Sie noch?“


      „Also das Wehren ist natürlich immer schwierig, weil wenn man sich wehrt, kann das ja gerade zu der Überziehung entsprechend führen. Sinnvoll ist es halt in erster Linie mal aufzuschreiben welche Vorfälle passiert sind und dann mit den Kollegen auch noch zu sprechen um festzustellen, stimmt das oder bin ich auf der falschen Seite, und wenn man das geklärt hat mit dem Arbeitsverhältnis, ob man die Möglichkeit hat eine Bereinigung zu führen, erst dann kann man ...“

      Und wenn das alles nichts hilft, dann können die Mobbingopfer Hilfe bei einer Beratungsstelle wie bei Ihnen aufsuchen. Erklären Sie doch mal genau was Sie das so machen!“

      “Diese Beratungsstelle ist eine, wie ich Eingangs sagte, ein Konglomerat aus verschiedenen Fachleuten und im Rahmen dieses Konglomerates werden diese
      Fachleute tätig, sie werden im Rahmen der Konfliktbereinigung tätig, sie werden,
      ... versuchen ... den Arbeitsplatzkonflikt zu klären indem auch der Vorgesetzte ... (angehört wird) um in einem gemeinsamen Gespräch dort eine Konfliktbereinigung
      zu finden.“

      Was würden Sie sagen, mit welcher Erfolgsquote arbeiten Sie?“

      “Einer sehr hohen, das ist schon sehr erstaunlich, das wenn man die Leute mal an
      einen Tisch bringt, gerade bei dem VPSM, so, der, -will mal sagen als externe
      Feuerwehr gilt-, dass dann ein Dritter entsprechend reinkommt ins Spiel, dass dann
      eine andere Bereitschaft da ist, das Problem zu lösen, als wenn man versucht das untereinander zu klären.“

      Und schwierig stelle ich es mir vor wenn zum Beispiel auch der Chef am Mobbing beteiligtist, haben Sie dazu auch schon Erfahrung gemacht, wie reagieren Sie da?“

      “Das ist klar, das ist natürlich ein großes Problem. Sinn macht es natürlich immer das Gespräch zu suchen, unmittelbar mit dem Vorgesetzten. ... Kann man das nicht, dann ist das nur möglich mit Anderen, mit Dritten, respektive anderen Arbeitskollegen oder letzten Endes dann mit Hilfe eines externen Vereins, in dem solche Versuche unternommen werden, die Konflikte zu lösen.“

      Aber wenn es in der Beratungsstelle nicht hilft - dann bleibt natürlich noch der
      rechtliche Weg.“

      “Genau.“

      Der Weg dann wahrscheinlich auch zu Ihnen als Rechtsanwalt, wie gehen Sie da vor?“

      “Das ist dann mein Weg. Mein Weg ist, wie ich Eingangs schon sagte, eigentlich der
      letzte Schritt in der ganzen Sache, wenn die Leute zu mir kommen oder auch vom
      Verein geschickt werden - geht es vorrangig darum das Arbeitsverhältnis zu lösen.
      Und im Rahmen des "Lösens" ... macht es Sinn den Rechtsanwalt einzuschalten,
      damit da keine Fehler / Nachteile (auch finanzieller Art) gemacht werden.“

      Aber sicherlich ist es erst mal besser die Beratungsstelle aufzusuchen.“

      „Das ist in erster Linie ganz, ganz wichtig. Ich bin nach wie vor immer das
      Schlusslicht von der ganzen Sache.“

      Vielen Dank, Herr Kluss, für diese Informationen!“

      “Bitte schön!“



      1RTL - Guten Abend 2004

      „…Diplom Sozialpädagoge Lothar Drat aus Wiesbaden.
      Guten Abend Herr Drat.“


      „Guten Abend“
      „Wie soll ich mich denn am Arbeitsplatz verhalten, wenn ich merke, dass meine Kollegen
      mich mobben?“


      „Mobbing ist ein Prozess mit einem vielfältigen Ursachen- und Folgebündel.
      Je nach Situation kann das was in dem einen Fall hervorragend sich als Rezeptur eignet, sich im nächsten fast Fall als tödlich erweisen, zumindest als sehr ungünstig, d.h. zunächst brauchen wir ein klare Diagnose über die Ursachen und auch die bereits eingetretenen Folgen, über die Ziele, Absichten auch der Person, - wo im Kern auch zu klären ist: Flucht oder Angriff, und dementsprechend können dann auch weitere Überlegungen gemacht werden.“

      „Und an wenn kann ich mich wenden, um professionelle Hilfe zu bekommen?“


      „Es gibt mittlerweile sehr viele Anlaufstellen in der Bundesrepublik, ich denke - und so arbeiten wir in Wiesbaden auch – das Günstigste ist, die Vernetzung im Team von juristischen, pädagogischen und psychologischen Fachkräften, weil Mobbing -
      Betroffenen auf einer Ebene zu helfen immer unzureichend sein muss.“
      Vielen Dank, Herr Drat, für diese Informationen und Auf Wiedersehen.


      1ARD - Buffet 05/2006

      ...
      Mobbing ist das Thema. Also wenn man über die Kollegen herzieht, sie schikaniert
      das kann ja richtig krank machen, kann böse werden. Das ist heute unser
      Thema.

      ... Ja, liebe Zuschauer, dann zum Thema, was wir gerade so ein bisschen amateurisch angespielt haben, unsere Expertin ist Sabine Anhäuser, Diplompsychologin, herzlich willkommen bei uns im ARD-Buffet. Premiere, glaube ich?“

      SA: „Ja, ganz genau.“

      „Wunderbar. Ja war das so halbwegs realistisch, was wir da von uns gegeben haben, läuft das so ähnlich, oder?“

      „Das war so der klassische Flurfunk, den glaub ich jeder mal erlebt, das man über den Einen oder Anderen mal herzieht und mal ein bisschen lästert, ja.“

      „Ist das schon Mobbing gewesen, oder ist Mobbing eigentlich noch schlimmer?“

      „Mobbing ist schlimmer, Mobbing ist zielgerichtet, geht über einen langen Zeitraum, und ..., kommt auch häufig vor, das ...

      „Und wie viele Menschen sind betroffen, was schätzt man da, oder was weiß man?“

      „Ja man schätzt so 3,5 % in Europa und 2,9 % der Arbeitnehmer geben das für
      Deutschland an.“

      „Das sind unterm Strich Millionen, das muss man sich klar machen, das sind keine Einzelfälle.“

      „Das stimmt, und die Dunkelziffer ist hoch.“
      ...

      „Was kann man tun, was kommt noch dazu, wo sage ich hoppla, was mach ich jetzt in so einem Fall, wenn ich so einen Verdacht habe?“

      „Sich Hilfe holen, Unterstützung holen, schauen, wo man Kollegen hat mit denen man sich verbünden kann. Im Zweifelsfall an die Vorgesetzten, Mitarbeitervertretungen, Personalrat wenn die nicht irgendwie mit involviert sind, wenden oder auch in Beratungsstellen gehen, es gibt ja entsprechende Mobbingberatungsstellen,
      aber alleine kommt man nicht raus.“

      „Ja, Ja, man muss auch erkennen, es ist so was, man muss versuchen sich zu wehren, oder auch alles nicht so einfach hinnehmen?“

      „Ganz genau, es gibt viele die warten sehr lange, die durchschnittliche Dauer sind
      1,5 bis 3 Jahre. Es gibt Leute die brauchen noch länger um zu merken, es passiert
      was.“

      „Danke schön, Frau Anhäuser, für diese ersten Einschätzungen.“

      „Zum Thema Mobbing bei uns die Diplompsychologin Susanne Anhäuser, für die „Sabine“ entschuldige ich mich, war keine Absicht, war auch kein Mobbing.“

      „Bin ja noch da.“

      M: „Sie sind noch da, wunderbar.“


      ...

      „Ja, also Mobbing das Thema, liebe Zuschauer und wir haben viele Anrufe und viele
      Anrufer…“... „...Ist das schon eine Form von Mobbing, jemanden wegzuloben?“

      Mobbing "durch wegloben", würde ich erst mal nicht so einstufen, die Frage ist, inwieweit sie davon betroffen sind, persönlich und was die Auswirkungen für sie sind, das müsste man noch näher beleuchten, in dem Zusammenhang.“

      „Also keine ganz eindeutige Sache, wie ja, glaube ich sowieso bei Mobbing die Grenzen ein wenig fließend sein können.“

      „Auf alle Fälle, also viele Prozesse (hab ich ja schon auch im Vorgespräch gesagt) haben so eine Art Unfallcharackter und man muss immer ganz genau schauen wer, wann, was, wo. Und so Erstberatungen dauern eben auch anderthalb Stunden um eine Diagnose zu erhalten.“

      ...
      M: „Schönen Dank, wir wollen grad mal hören was unsere Expertin dazu sagt, was sie jetzt gehört hat, bis jetzt.“


      „Ja, im öffentlichen Dienst wird gerne gemobbt, das ist so. Das hört sich wirklich danach an, das sie eine Strategie brauchen um da heil, mit heiler Haut die sie
      noch haben, raus zu kommen. Auch da kann ich ihnen nur dringend ans Herz legen über den Fachverbund zum Beispiel des Vereins gegen psychosozialen Stress und Mobbing in Wiesbaden sich eine Beratungsstelle in ihrer Nähe zu suchen und da mit den Experten eine Strategie zu entwickeln, um da rauszukommen. Bleiben?! Müssen sie entscheiden wie lange sie sich da geben.“

      ...
      " So, Frau R. aus S“
      Anrufer: „...warum gibt es im Arbeitsrecht keine Möglichkeit dagegen anzugehen,
      kaum ein Anwalt übernimmt das Thema Mobbing....“


      Ich muss das leider bestätigen. Es gibt im Arbeitsrecht ... , selbst das Diskriminierungsgesetz hat das, was im Gespräch war, hat das Thema
      Mobbing nicht explizit aufgegriffen. Rechtlich, rechtliche Handhabe ist ganz schwierig und deswegen scheuen sich Anwälte auch ...

      M: Wir merken aber bei den Anrufen schon und bei den Antworten, das ist ein Thema, das kann man nicht mit ja oder nein nur kurz beantworten?

      Nein, nein.

      M: Das braucht Zeit, da haben Sie völlig Recht, was Sie vorhin gesagt haben.
      Deswegen
      auch, liebe Zuschauer unser Angebot, ab 13:00 Uhr können sie
      noch mal bei uns anrufen, ... Schönen Dank Frau Anhäuser.

      Gerne.


      1HR - Fernsehen 2002


      Drat: „Betroffene sehen sie sich in der misslichen Lage, je nachdem wie lange der
      Prozess gediehen ist, dass er nicht nur mit Arbeitsverlust, Kündigung oder Selbstkündigung endet, sondern darüber hinaus, dass in die Isolation auch im
      privaten Umfeld geraten. Das heißt, lange bevor Suizidgedanken real werden, ist möglicherweise schon eine langjährige Partnerschaft zerbrochen, werden Betroffene stigmatisiert, dass sie für die Ursache für den Prozess ansehen werden, sodass auch ganz vorne der„Hilfe-zur-Selbsthilfe-Gedanke“ stehen muss. Um das Durchbrechen der Isolation und als weiteren Schritt neben dem was wir selbst leisten können, nämlich fachkompetente Hilfe medizinischer - juristischer Art, um langsam einen Aufbauprozess einzuleiten.“



      1VOX - 2003

      Lothar Drat: „Der Hauptfaktor, der möglicherweise eine große Rolle für das Zuschauen, Betrachten und nicht Eingreifen von mehr unterdurchschnittlichen Personen kann der Faktor Neid sein. Man freut sich möglicherweise darüber, dass die die andere Person nun ausgegrenzt wir. Und so die eigenen Karrierechancen verbessert werden.“



      1
      Frankfurter Rundschau 14.10.06

      Wenn es nur Verlierer gibt

      Unter Mobbing leiden neben den Betroffenen auch Kollegen und Firma / Infoveranstaltungen können präventiv wirken
      Jeder vierte Beschäftigte wird einmal in seinem Berufsleben das Opfer von Mobbing. Die systematische Schikane macht die Opfer krank, doch viele Führungskräfte sind überfordert und reagieren nicht richtig. Betriebliche Anlaufstellen können helfen.

       

      VON LOTHAR DRAT
       

      Frankfurt a. M. - Mobbing bezeichnet innerbetrieblich eskalierte Konflikte, bei denen nahezu alle Beteiligten verlieren. Das systematische Schikanieren von Mitarbeitern und Kollegen führt bei den Betroffenen zu Krankheit und Depression. Aber auch das Team und die Einrichtung leiden, wenn ungelöste Konflikte ein bedrohliches Ausmaß annehmen.

      Im Unterschied zu normalen Konflikten am Arbeitsplatz sind von Mobbing Betroffene über einen längeren Zeitraum systematisch betriebenen Angriffen, Demütigungen, Beleidigungen und psychischer Gewaltanwendung ausgesetzt. Im Durchschnitt ist jeder vierte Mitarbeiter einmal im Berufsleben von solch einem Prozess betroffen. Häufig verliert das Opfer seinen Arbeitsplatz - und mehr.

      Ursachen sind zumeist Störungen in den Bereichen der Arbeitsorganisation, der Leitung und Supervision der Arbeit und in der Sozial- und Handlungsdynamik der Gruppen. Häufig geht ein Konflikt voraus, der lange ignoriert, geduldet oder sogar gefördert wurde. Wegen fehlendem oder schlechtem Konfliktmanagements entsteht ein fließender Übergang zum Mobbing. Hinzu kommen dann häufig Fehlgriffe der Personalverwaltung. Die Folgen sind schwerwiegend.

      Für das Mobbing-Opfer:

      * lang anhaltender und ständig zunehmender Stress, gefolgt von auch schwerwiegenden, dauerhaften Erkrankungen

      * Verlust des Arbeitsplatzes

      * Beeinträchtigung oder der Verlust privater Beziehungen

      Für den Arbeitgeber:

      * Verschlechterung des Betriebsklimas

      * Minderung von Motivation und Leistungsbereitschaft, Kreativität und Initiative

      * Schädigung des Ansehens

      * erhöhte Kosten durch Fehlzeiten und steigende Fluktuation durch innere Kündigung

      Kostendruck, knapper werdende Mittel und die nachlassende Bereitschaft zum Dialog produzieren Stress und Verunsicherung für alle Beteiligten. Ein guter Nährboden für Mobbing, wenn sich dann noch geringe Führungskompetenz und mangelnde Transparenz etwa mit der Einführung neuer Management-Methoden paaren. Doch Mobbing ist kein unabänderliches Übel. Im Bereich der Prävention können schon Informations-Veranstaltungen sensibilisieren und somit
      verändernd wirken.

      Wichtig sind auch Schlichtung, Vermittlung und Mediation. Der Wiesbadener
      "Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing" (VPSM) hat gute Erfahrungen mit der Errichtung betrieblicher Anlaufstellen gemacht. Solche Stellen sollten aus je einem geschultem Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter bestehen, sowie einer neutralen Person. Betroffene von Arbeitsplatzkonflikten und Mobbing sollten an eine Person ihres Vertrauens aus dem Gremium wenden können.

      Lothar Drat ist Koordinator des Fachverbundes der unabhängigen Arbeitsplatzkonflikt- und Mobbingberatungsstellen im VPSM und Leiter der Wiesbadener Beratungsstelle "Balance".


      1
      FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) 30.09.06

      "Chefs sind meistens die Opfer und nicht so sehr die Täter"

      Der gemeinnützige Verein gegen psychosozialen Streß und Mobbing wird getragen von Arbeitgebern, Kirchen und Gewerkschaften. (Dies wäre schön und hätten wir wohl auch verdient; - entspricht jedoch leider in keinster Weise der Realität und habe ich in dem Interview auch nicht gesagt!)

      Lothar Drat, der Vorsitzende, sagt: Mediation kann Mobbing vermeiden.

      FRAGE: Herr Drat, Streitereien im Betrieb gibt es viele. Ab wann beginnt Mobbing?


      ANTWORT: Mobbing bedeutet, daß über einen längeren Zeitraum systematisch auf einen anderen losgegangen wird, um einen Effekt zu produzieren. Dieser Effekt hat meist das Ziel, das Opfer aus seiner beruflichen Stellung herauszuboxen. Nur wenn diese drei Aspekte zusammenkommen - Zeitraum, Systematik und Effekt -, wird jemand gemobbt.

      FRAGE: Eine einmalige, inhaltlich begründete Kritik vom Chef zählt nicht dazu?

      ANTWORT: Nein, auch dann nicht, wenn es sehr oft zu inhaltlich begründeter Kritik kommt. Ebenfalls kein Mobbing ist es, wenn ich mich montags gegenüber meinem Arbeitskollegen freue, daß München verloren hat, auch wenn der Bayern-Fan ist.

      FRAGE: Man stellt sich den klassischen Mobbing- Täter meist als fiesen Chef vor ...

      ANTWORT: ... dabei sind Chefs (mitunter nicht selten zugleich auch) ... Opfer und nicht ... (Grundsätzlich) ... Täter! Die Opfer stammen zu 40 Prozent aus einer Gruppe, in der ich sie früher selbst nicht vermutet hätte: Es sind die kreativen innovativen Leistungsträger im mittleren Alter. Sie haben Positionen, um die sie
      von anderen beneidet werden. Dieser Neid darf nicht unterschätzt werden.
      Er läßt destruktive Kräfte frei. (u.a. auch) Neid macht (innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen, denen man durchaus präventiv begegnen kann) aus Arbeitskollegen Täter. Daneben gibt es aber auch noch die klassischen Mitläufer. Wir kennen das aus der Schule: Da wird einer von wenigen aktiv gehänselt,
      und die anderen machen passiv mit. Das sind auch keine Chefs, sondern
      einfache Angestellte.

      FRAGE: Werden Frauen häufiger gemobbt?

      ANTWORT: Genaue Zahlen gibt es nicht. Wir vermuten aber, daß Männer auch sehr häufig gemobbt werden, ohne das zuzugeben. Vielleicht ändert sich das in zehn Jahren. Die Dunkelziffer ist da noch sehr groß.

      FRAGE: Mit dem AGG, dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, wurde eine Beweislastverteilung eingeführt. Der potentielle Täter muß beweisen, nicht gemobbt zu haben.

      ANTWORT: Ein Fortschritt mit Gefahren.

      In Frankreich gibt es die Beweislastumkehr schon länger. Dort wurden Chefs des Mobbings bezichtigt, die nachweisbar keines begangen hatten, genau dies aber nur sehr aufwendig darlegen konnten. So wurden sie zu Mobbing-Opfern. Wir kennen das bei den Vorwürfen über einen sexuellen Mißbrauch.

      In manchen Fällen ist der Vorwurf unbegründet. Der vermeintliche Täter lebt dann mit einem Stigma und ist das wahre Opfer.

      FRAGE: Trotzdem könnte das AGG Opfern helfen.

      ANTWORT: Die Frage muß vorher ansetzen: Müssen wir überhaupt die Justiz bemühen? Eine gerichtliche Auseinandersetzung ist schwierig und langwierig. Außerdem: Welche Möglichkeiten hat eine 50jährige Angestellte, die zwar einen Prozeß gewinnt, aber ihren Arbeitsplatz verliert? Wir denken, daß Schlichtung, Vermittlung und Mediation der bessere Weg sind. Mobbing ist in erster Linie kein juristisches, sondern ein psychologisches Problem. Deshalb lösen wir die Fälle,
      die uns bekannt werden, auch über einen ganzheitlichen Ansatz mit Psychologen, Pädagogen, medizinischen Fachkräften und Juristen - aber nicht ausschließlich Juristen.

      FRAGE: Wie lange dauert Ihr Einsatz in der Regel?

      In den meisten Fällen, in denen wir als "externe Feuerwehr" tätig sind, reicht (als erster Schritt zur Veränderung - für alle Beteiligten) ein Nachmittag, um die Kuh vom Eis zu bekommen. Die Gespräche finden an einem neutralen Ort statt. Nur in 10 Prozent aller Fälle wird eine Mediation mit mehreren Terminen gewünscht. Nach einer solchen Sitzung ändert sich in der Regel das Bewußtsein der Beteiligten. Manchmal werden auch strukturelle Änderungen vereinbart, zum Beispiel die Versetzung des Opfers in eine andere Abteilung.

      Das Gespräch führte Jochen Zenthöfer.



       

      1DM-Euro 03/04

      Angst im Job

       

        Christiane Büchsel

        Angst und Neid prägen das Arbeitsklima seit der Wirtschaftskrise.
        Die Folge: Mehr als jeder Zweite verschleppt Entscheidungen im Job.
        Was Chefs und Mitarbeiter jetzt ändern müssen.

        ... Im Geschäftsleben — besonders in Krisenzeiten — zählen Fakten und
        Effizienz. Mitarbeiter werden derzeit eher als Kostenfaktor denn als Menschen wahrgenommen. Dass der Umgang in Unternehmen seit der Wirtschaftskrise rauer geworden ist, belegt das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts Empirica Delasasse exklusiv für Euro.

        51,4 Prozent der Angestellten, Chefs und Vorstände sagen, dass die Unternehmen seit der wirtschaftlich schwierigen Lage autoritärer geführt werden. Dass sich Chefs dabei immer öfter im Ton vergreifen, zeigt eine weitere exklusive Umfrage für €uro, durchgeführt vom SOKO­Meinungs-forschungsinstitut MAFO: So gab fast jeder Zehnte der 30- bis 39- jährigen an, seit der Wirtschaftskrise immer häufiger unter dem Gebrüll seines Vorgesetzten zu leiden.

        „Wir geraten zunehmend in eine Angstgesellschaft. Je höher die Position, desto mehr steigt auch der Faktor Angst", sagt Lothar Drat von der Beratungsstelle „Balance" des Vereins gegen psychosozialen Stress
        und Mobbing.

        Der Wiesbadener zieht aus seinen Beratungsgesprächen den Schluss,
        dass Chefs inzwischen (Einschub: 30 – 70 und in Ausnahmefällen) bis zu
        90 Prozent ihrer Arbeitszeit auf Machtspiele und Sicherung ihrer Position aufwenden. Je unsicherer die Lage, umso härter ringen Vorgesetzte um Autorität.

        Viele Chefs stehen mit dem Rücken an der Wand, sodass sie manchmal das richtige Maß verlieren, erklärt Stefan Blankertz von der Untemehmensbe-ratung Pro Change. „Doch das ist oft ein Hilfeschrei. Die Chefs wissen selber nicht weiter, weiß der Pulheimer aus zahlreichen Konfliktgesprächen. Mitarbeiter verstehen dies hingegen oft als: "Der will mich runtermachen." Und so geben Chefs unter der Diktatur von Controllern den Druck von Geschäftsführung und Kapitalmarkt nach unten durch. Gleichzeitig steigt bei vielen Führungskräften die Furcht, eine unternehmerische Fehlentscheidung zu treffen, Geld in den Sand zu setzen oder die falschen Leute ins Team zu holen. Nicht zu entscheiden ist besser als eine falsche Entscheidung. Mehr als jeder Zweite (54,1 Prozent) wägt jetzt genauer ab, welches Risiko er noch eingehen sollte. Wer eine Idee hat, wird heute als Erstes gefragt,
        was es kostet, und nicht, was es für das Unternehmen bringen könnte. Besonders davon betroffen sind Großkonzerne, weiß Thomas Barth, Geschäftsleiter Freudenberg Forschungsdienste, aus Gesprächen mit Kollegen; schneller entschieden werde hingegen in familiengeführten Firmen. „Bei Entwicklungsprojekten sind genaue Kosten nur rudimentär abschätzbar. Und jeder sollte wissen, dass ein Großteil der Projekte in den Sand gesetzt wird", sagte Barth. Allerdings: „Die Schere setzt bereits im Kopf der Entwickler an. Es werden nur noch die Kosten, aber nicht mehr die Ziele eingehalten — und viele sind nicht mehr bereit, überhaupt riskante Projekte anzupacken." Ein fataler Fehler. So werden viele innovative Ansätze bereits im Keim erstickt. Kein Raum für Kreativität und strategische Planung.

        Ein weiteres Indiz: 48,7 Prozent — und damit fast jeder zweite Mitarbeiter und Chef —fürchten so sehr um ihren Job, dass Engagement und die Bereitschaft, Risiken einzugehen und etwas Neues anzupacken, abnehmen. „Wenn ich etwas mache und es dann schief geht, bin ich der Erste, der gehen darf", beschreibt Professor Winfried Panse von der Fachhochschule Köln die Stimmung auf den Bürofluren. „Angst ist ein schlechter Ratgeber, auch in Krisenzeiten", so der Wirtschaftssoziologe.

        Das Dilemma der Personaler Eingeschüchterte Mitarbeiter leisten Dienst nach Vorschrift—bestenfalls. „Der Weg zur inneren Kündigung ist dann nicht mehr weit", warnt Panse. Und damit steuern die Firmen in die Katastrophe: Denn demotivierte Mitarbeiter verweigern den Unternehmern ihre volle Leistung. Nur zwölf Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland weisen eine hohe emotionale Bindung an ihren Job auf, belegt eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft Gallup. Tendenz sinkend. Zum Vergleich: 2001 waren es noch 16 Prozent. Ein geringeres Engagement im Job verspüren derzeit nur Japaner mit neun, Franzosen mit sechs und Singapurer mit vier Prozent.

        Eine Langzeitstudie von Panse und Wolfgang Stegmann fasst destruktive Phänomene wie innere Kündigung, Intrigen, Machtkämpfe und Mobbing in Zahlen: So entsteht der deutschen Wirtschaft durch berufliche Ängste jährlich ein Schaden von rund 100 Milliarden Euro.

        43 Prozent der Mitarbeiter, die von ihrem Chef schlecht behandelt werden, gehen mit ihren Kunden unhöflich um, und in 72 Prozent der Fälle lästern solche Mitarbeiter gegenüber Dritten über ihren Arbeitgeber, zeigt eine Studie der University of South Florida auf. Neben einem Produktivitätsverlust droht auch noch der Imageverlust.

        Einen Zusammenhang mit der Demotivation im Job sieht Konfliktberater Drat auch in der steigenden Arbeitsbelastung: „Wo früher zehn Mitarbeiter waren, sind es heute noch acht" Diese Arbeitsverdichtung geht zu Lasten der Kommunikation, was wiederum ein Faktor ist, der Stress und damit die Depression in den Betrieben erhöht. Zusätzlich übernehmen viele Vorgesetzte immer mehr Sachaufgaben, um ihre Mitarbeiter zu entlasten.
        Die Folge: Die Führungsriege hat noch weniger Zeit für Kommunikation,
        was viel Raum für Flurfunk lässt. Mit gezielten Gerüchten ist dann der Weg zum Mobbing nicht mehr weit. Stellt dies der Chef nicht innerhalb kurzer Zeit richtig, wachsen Zweifel und Verunsicherung der Mitarbeiter. Das Problem belegt deutlich die €uro-Umfrage.

        Für fast jeden dritten Arbeitnehmer haben seit der wirtschaftlich schwierigen Lage Konkurrenzdruck und Neid zugenommen. Faktoren, die für jeden zweiten Arbeitnehmer das Arbeitsklima und damit das Wohlbefinden im Job beeinflussen. Bei den Älteren über 60 spüren sogar 43,5 Prozent mehr Konkurrenz und Neid. Die hohe Zahl lässt sich damit erklären, dass junge Angestellte, die oft einen Hauptteil der Arbeit schultern, in dieser Form ihren Unmut äußern: „Viele Ältere will man weghaben, sie genießen aber einen hohen Kündigungsschutz", erklärt Panse....

        ...Das Kernproblem der blockierten Leistungs- und Risikobereitschaft breiter Mitarbeiterschichten muss wieder durch Vertrauen ins Management und dessen Glaubwürdigkeit gelöst werden. Dafür sollten viele Vorgesetzte zunächst die eigene Unsicherheit überwinden, rät Angstforscher Panse. „Entscheiden Sie sich bewusst für einen Weg und gehen Sie diesen konsequent."

        Er warnt Chefs – auch aus Selbstschutz – vor einer anonymisierten Führung. Sie sollten sich nicht hinter dem bösen Vorstand oder Geschäftsführer verstecken: „Bei der nächsten Entlassungsrunde sind Sie dran, weil sich alle fragen, wofür sie jemanden brauchen, wenn er nichts entscheidet."

        Mitarbeiter bräuchten Halt und Geborgenheit in der chaotischen Unternehmenswelt, einen „teamorientierten Patriarchen", wie er oft noch bei Mittelständlern zu finden ist, straff führend, aber schützend. „Mitarbeiter müssen spüren, dass die Chefs hinter ihnen stehen und sich Zeit für sie nehmen", rät Panse ... Dann können Mitarbeiter etwas wagen und auch zunächst scheinbar blödsinnige, aber innovative Ideen vorbringen.

        Auch Berater Drat ist für ein Teamspiel mit verlässlichen Regeln. „Wie kann eine Mannschaft gewinnen, wenn der Coach nicht die Spielpositionen festlegt?", gibt er zu Bedenken. Er plädiert für eine geradlinige Kommunikation: „Eine bittere Wahrheit ist besser als lauter Halbwahrheiten." Immerhin spielt sich nur etwa 15 Prozent
        der Kommunikation im Geschäftsleben auf der Sachebene ab,
        aber rund 75 Prozent auf der Beziehungsebene...

        Wie sich die wirtschaftliche Lage auswirkt (Quelle: SOKO-Institut MAFO exklusiv für €uro)

        Furcht um den Job

        Angaben nach Alter in Prozent (14-19 Jahre = 0 Prozent)

        20-29 Jahre 20,8
        30-39 Jahre 24,6
        40-49 Jahre 27,2
        50-59 Jahre 20,8
        60+ Jahre 26,0

        Konkurrenzdruck und Neid nehmen zu Angaben nach Alter in Prozent
        (14-19 Jahre = 0 Prozent)

        Frauen 26,5
        Männer 34,6
        20-29 Jahre 33,0
        30-39 Jahre 32,8
        40-49 Jahre 30,2
        50-59 Jahre 27,1
        60+ Jahre 43,5

        Kostenfaktor Angst

        Angstzustände sind ein Tabu, vor allem im Wirtschaftsleben. Obwohl die Kosten enorm sind. Winfried Panse, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der FH Köln, hat errechnet: Durch den Beruf verursachte Ängste und ihre Auswirkungen kosten die deutsche Wirtschaft jährlich über 100 Milliarden Euro.

        „Sich ab und zu vor einer Entscheidung zu fürchten ist völlig normal", sagt Panse. Jeder Manager kennt die Zweifel vor wichtigen Entscheidungen. Furcht kann die Menschen kurzzeitig zu Höchstleistungen anspornen. Hält der Angstzustand aber an, kann der Mitarbeiter handlungsunfähig werden.

        Viele Menschen versuchen, Ängste mit Tabletten oder Alkohol zu kontrollieren, auch Mobbing oder innere Kündigung sind häufig. Besser ist es, mit einem Coach Gegenstrategien zu entwickeln und das Vertrauen wieder aufzubauen.

         

        Teure Job-Ängste

        Mit 100 Milliarden Euro schlagen die Auswirkungen beruflicher Ängste zu buche. Tendenz steigend. In Milliarden Euro

        Innere Kündigung 2003: 93 / 1999: 34
        Alkohol 2003: 24 / 1999: 24
        Fluktuation 2003: 18 / 1999: 20
        Mobbing 2003: 15 / 1999: 15
        Psycho-Pharmaka 2003: 10 / 1999: 10

 

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